Florian
- MSc Maschinenbau
- Delft, Niederlande
- Auslandssemester
- TU Delft
- Wintersemester 2023/2024
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Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet? Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Ich habe mich in drei Punkten vorbereitet:
1. Wohnungssuche: unbedingt sehr frühzeitig drum kümmern, es ist sehr schwierig eine Unterkunft zu finden. (mehr dazu bei Punkt Wohnungssuche)
2. Kurswahl: hier sind alle verfügbaren Kurse gelistet: https://studiegids.tudelft.nl/menuAction.do?toolbarSelection=tree
Das Jahr ist in Delft in Viertel (Quarter) aufgeteilt; wer also bspw. im Wintersemester dort ist, nimmt nur Vorlesungen aus Q1 und Q2. In einem Semester erlebt man also auch zwei Klausurenphasen. Im Coursebrowser (link) einfach Bachelor/master und “Organization” (Fakultät) auswählen und frei aus dem riesen Angebot an Kursen auswählen. Es ist sogar möglich bis zu 30% der Credits aus anderen Fakultäten zu belegen, das machen allerdings nur sehr wenige Studenten. Es ist ratsam, die zu absolvierenden Credits pro Semester (30) gleichermaßen auf die Quarter aufzuteilen.
3. Inhaltliche Vorbereitung: gewisse Vorkenntnisse für manche Kurse auffrischen
Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?
Die TU Delft ist sehr auf internationale Studierende ausgelegt. Jeder Studierende wird sehr herzlich willkommen und empfangen. Es gibt Einführungsveranstaltungen, Campus Touren, organisierte Parties und jeder wird einem “TUD Buddy” zugeteilt, der einem jede Frage beantworten kann. Alle sind sehr bemüht die neu angekommenen Studenten gut zu integrieren.
Wie war das Studium an der Gasthochschule?
Das Studium ist anspruchsvoll und intensiv. Das sollte man bei der Kurswahl berücksichtigen und nicht ausschließlich sehr schwere Vorlesungen belegen. Allerdings wird man von der TU sehr gut unterstützt; die Kurse sind super aufbereitet, es gibt genug Zusatzmaterial und ausreichend Ansprechpartner (Associate Profs, Teacher, Tutoren, etc… ), die immer sofort und nett antworten. Generell herrscht an der TU Delft eine sehr nette und hilfsbereite Kultur.
In den meisten Kursen werden neben der Klausur auch Assignments bewertet. Diese Projekte sind teilweise in Gruppen, teilweise allein zu absolvieren und nicht zu unterschätzen. Die Assignments sind oft sehr anspruchsvoll, dafür ist die Klausur oftmals entsprechend fairer. Durch die Assignments ist es zudem recht leicht, neue Leute kennenzulernen.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Delft ist eine kleine Stadt zwischen Rotterdam und Den Haag. Wie man sich eine typische niederländische Stadt vorstellt, unzählige Brücken, Krachten, Fahrräder und Cafes am Wasser. Delft ist eine Studentenstadt, mehr als ein Drittel der Einwohner sind Studenten. Es gibt entsprechend viele Bars; wer größere Clubs bevorzugt ist in 50min in Amsterdam. In ca 20min erreicht man Den Haag und in ca. 40 min ist man dort am Meer. Die TU Delft bzw. das European student Network organisieren viele Aktivitäten und Veranstaltungen. Da das Studium recht zeitaufwändig sein kann, ist es ratsam Leute kennenzulernen mit denen man auch gut lernen und zusammenarbeiten kann.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft
Eine eigenständige Wohnungssuche ist sehr schwer. Auf Grund der hohen Nachfrage und der großen Anzahl an Studenten muss man sich bei eigeninitiativem Suchen sehr frühzeitig um eine Unterkunft kümmern. Eine WG zu suchen ist nahezu aussichtslos, da die Niederländer üblicherweise in Verbindungen wohnen, welche nicht gerne internationale Studenten für ein halbes Jahr aufnehmen. Manche Studenten reisen sogar ohne Wohnung an, um vor Ort zu suchen… Um das zu vermeiden ist der einfachste Weg, im Laufe des Bewerbungsprozesses das Angebot der Uni wahrzunehmen, sich gegen eine Gebühr ein Zimmer von der Uni finden zu lassen. Dadurch hat man die Möglichkeit leicht in einem “DUWO” Studentenwohnheim genommen zu werden. Auf dieses Angebot kann man zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr zurückgreifen, daher empfehlenswert, im Bewerbungsprozess direkt die Frage nach TUD Housing mit “Ja” anzukreuzen. Von den Wohnheimen habe ich nur von positive Erfahrungen gehört. Bei Fragen gerne einfach melden 🙂
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Die Mietpreise sind allgemein auf Grund der hohen Nachfrage und besonders hohen Verdichtung in den Niederlanden recht hoch (ca. 400€ günstigstes Studentenwohnheimszimmer). Dennoch ist es empfehlenswert relativ zentral zu wohnen, da man die Entfernungen nicht unterschätzen sollte. Durch die kleinen Gassen kann es lange dauern mit dem Fahrrad durch die Orte zu fahren. Die Lebenshaltungskosten sind ähnlich zu denen in Wien. Freizeitaktivitäten sind bezahlbar; das European Student Network bietet oft Aktivitäten und sogar kleine Reisen an, die ebenso absolut bezahlbar sind. Ich habe pro Monat abgesehen von Miete ca. 400€ ausgegeben inklusive Freizeit und Lebensmittel.
Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?
Bank: Einige Online Bezahlsysteme in den Niederlanden akzeptieren nur niederländische Konten. (keine Kreditkarte/Visa). Daher ist es ratsam ein niederländisches Konto einzurichten. Die einfachste Methode ist ein “Revolut” Konto, das wird überall akzeptiert und die Anmeldung dauert ca. 5 min.
Auto: Für die wenigsten relevant, doch um es zu erwähnen: Autos kann man dort kaum parken. Auch außerhalb der Städte werden sehr hohe Parkplatzgebühren verlangt.
Swapfiets: Der Niederländer fährt Fahrrad. Die meisten Studenten leihen sich während ihres Aufenthaltes ein Fahrrad bei “Swapfiets”. Das ist quasi ein Fahrradabo mit jeglichem Service inklusive für ca. 15€ pro Monat. Die Fahrräder sind an dem blauen Vorderreifen zu erkennen. Die niederländische Firma vermietet inzwischen sogar Räder in Wien und München.
Marktplaats: Das Ebay/Willhaben der Niederlande. Wer sich lieber ein Fahrrad kaufen mag, wird dort fündig.
Regen: In den Wintermonaten kann es viel regnen
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Ich habe gelernt, mich schnell in einem internationalen Umfeld zurecht zu finden und schneller auf Leute zuzugehen. Da alle Studenten in der gleichen Situation sind, fällt es leicht neue Leute kennenzulernen. Inhaltlich habe ich zudem ebenso sehr viel dazugelernt. Zum einen, weil die Lerninhalte sehr gut aufbereitet und strukturiert wurden, zum anderen, weil ich aus dem großen Angebot genau die Kurse wählen konnte, die mich interessiert haben.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen während Ihres Auslandsaufenthaltes verändert?
Ich durfte verschiedenste Kulturen und Denkweisen kennenlernen. Durch einen Auslandsaufenthalt lernt man verschiedenste Leute kennen, sodass man sich ein kleines internationales Netzwerk an Bekanntschaften aufbauen kann.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Ich verbinde mit dem Auslandsaufenthalt eine große Menge positiver Erfahrungen. Es ist rückblickend sehr faszinierend, was sich alles in einem halben Jahr in einem anderen Land erleben lässt. Insbesondere neue Bekanntschaften zu knüpfen und schließlich internationale Freundschaften zu bilden, zähle ich zu den sehr positiven Erfahrungen. Auch einen Teil des Studiums an der TU Delft mit allen Besonderheiten (intensives lernen und spannende Projekte) absolviert zu haben halte ich für eine einmalige Herausforderung und Erfahrung. Ich kann das Studium und die Stadt absolut weiterempfehlen!
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