Sabrina
- MSc Industrial Engineering and Business
- Palermo, Italien
- Auslandssemester
- Università degli Studi di Palermo
- Wintersemester 2023/2024
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Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet? Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Ich habe die Schritte auf Mobility-Online verfolgt, mir Kurse auf der UNIPA Homepage angeschaut und ausgewählt, das Learning Agreement erstellt, Flüge gebucht, mit zukünftigen Mitstudierenden Kontakt aufgenommen und den Check-in Termin vereinbart. Die Wohnungssuche habe ich auf vor Ort verschoben, allerdings habe ich eine Unterkunft für eine Woche mit einer anderen Studentin zusammen gebucht. Die Planung der Kurse war grundsätzlich einfach, allerdings sehr zeitaufwendig, da es ein bisschen Zeit braucht, sich mit der Uni-Website zurecht zu finden und herauszufinden, welche Kurse auf English stattfinden.
Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?
Nachdem man den Termin zum Einchecken wahrgenommen hat, bekam man Zettel und Informationen über den Campus und all die Möglichkeiten hier in Palermo. In der ersten Woche fand fast jeden Tag irgendeine Veranstaltung statt, die von ESN organisiert wurde. Bei der Welcome-Party gab es also direkt die Gelegenheit, unzählige andere Erasmus-Studierende kennenzulernen. Pizza-Abende, Aperol-Nights und vieles mehr waren nie zu vermissen. Im Laufe des Aufenthalts in Palermo wurden die Veranstaltungen weniger, dennoch fanden sie regelmäßig statt.
Wie war das Studium an der Gasthochschule?
Ich hatte das Glück, dass die meisten meiner Professoren den Unterricht wirklich auf English abgehalten haben. Viele mussten sich mit der italienischen Sprache im Unterricht (v.a. Bachelor Studiengänge) herumschlagen, weil ihre Professoren italienisch geredet haben, obwohl der Kurs als englischer Kurs ausgeschrieben war. Angemerkt sei aber, dass all diejenigen, die davon betroffen waren, eine Lösung dafür gefunden haben und trotzdem ihre Kurse absolviert haben (theoretisch kann man dort die Kurse auch ohne Vorlesungen bestehen, es herrscht keine Anwesenheitspflicht, außer es wird explizit erwähnt). Die Organisation der Lehrenden kann nicht verallgemeinert werden, allerdings war normal, dass Professoren 30 Minuten nach Kursbeginn aufkreuzen, manchmal sogar nach einer Stunde oder gar nicht. Die italienischen Studierenden nahmen das alles sehr locker. Manche Dozenten waren bei Anliegen sehr bemüht und schrieben sofort zurück, andere wiederum bis heute nicht.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Ich bin sehr happy darüber, dass ich Palermo gewählt habe. Die Menschen hier sind super lieb und offen! Es ist jeden Tag was los und die Stadt ist sehr belebt. Wer Abends weggehen will, findet an jedem Tag unter der Woche eine Bar, in der Menschen versammelt sind. Grundsätzlich spielt sich das Nachtleben eher draußen ab, manche Plätze sind abends an jedem Wochenende komplett gefüllt und Menschen genießen da ihre Zeit in vollen Zügen. Was ich ganz klar unterschätzt habe, ist die Natur, das glasklare Wasser an den Stränden und die vielen wunderschönen Städte um Palermo herum. Es lohnt sich absolut, Kurztrips über die Wochenenden zu machen, um die vielen einzigartigen Orte und Strände zu besuchen und unbeschreibliche Spots für Sonnenauf- und untergänge zu entdecken. Der schöne Mondello Strand kann mit dem Bus in 30 Minuten erreicht werden.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft
Die meisten Erasmus StudentInnen wohnten entweder direkt im Zentrum oder 5-25 min zu Fuß vom Zentrum entfernt und zahlten zwischen 190€-300€ pro Monat für ihr WG-Zimmer, vereinzelte zahlten bis zu 500€. Ich persönlich habe 3 Wochen gebraucht, eine Wohnung zu finden, weil ich bereits sehr spät angereist bin und viele der Wohnungen vergeben waren. Außerdem hatte ich mich mit einer Erasmus-Studentin in der ersten Woche angefreundet und wir haben beschlossen, gemeinsam eine Wohnung zu suchen, das hat das ganze noch ein bisschen erschwert. Grundsätzlich suchten die meisten ihre Wohnung erst vor Ort, um den Zustand und die Lage der Wohnung einschätzen zu können. Die Miete wird meist am Monatsanfang in Bar bezahlt und Kaution wird auch hinterlegt. Mietverträge hatten die wenigsten, was aber auch bedeutet, dass man jederzeit aus der Wohnung rausgehen konnte, wenn man nicht zufrieden war. Unsere Wohnung war ein bisschen teurer (450€) aber war dafür neu renoviert und sehr gut ausgestattet.
Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?
- Erasmus-Play App herunterladen, so habe ich meine Mitbewohnerin und jetzt sehr gute Freundin kennengelernt
- Instagram-pages von ESN folgen, um keine Events zu verpassen
- ESN-Leute fragen wegen Wohnungssuche, die haben sehr viele Kontakte und können meist sehr gut weiterhelfen
- Unbedingt herumfragen, welche Kurse beliebt sind!! Entweder vor der Kursanmeldung falls online wer gefunden wird oder auch vor Ort nach dem Anmelden, weil ohnehin noch gewechselt werden kann
- Alles in der Gegend des Theater Massimo ist sehr gut, um zu leben.
- Italienische Freunde suchen, Menschen in der Uni ansprechen, um Sprache zu lernen
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Ich habe zwar einen italienisch Kurs absolviert, allerdings fiel es mir schwer, meine Sprachkenntnisse zu vertiefen, da alle Menschen in meinem Umfeld Englisch oder Deutsch sprachen. Aber wenn man es wirklich lernen will, findet man immer einen Weg! Am meisten würde ich sagen habe ich meine Teamfähigkeitskompetenzen ausgebaut. Mit so vielen neuen unterschiedlichen Menschen braucht es Zeit, bis man seinen Platz gefunden hat und man lernt sich selber noch ein Stück weit besser kennen. Es wird Normalität, auf fremde Menschen zuzugehen und aus der eigenen Komfortzone auszubrechen. Auch fachliche Kenntnisse habe ich gewonnen, da meine Lehrinhalte anhand sehr vieler realer Beispiele erläutert wurden.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen während Ihres Auslandsaufenthaltes verändert?
Ich würde sagen, dass es mir noch einmal gezeigt hat, dass Menschen Menschen zu schnell verurteilen bzw. sich das Recht nehmen, aus ihrem eigenen Kopf die Dinge in einem anderen Kopf zu bewerten. Ich habe so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und habe anfangs das gesehen, was uns untereinander unterscheidet. Am Ende des Aufenthalts habe ich nur noch gesehen, wie viel uns eigentlich verbindet. Ich konnte von jeder Person irgend etwas für mich persönlich mitnehmen und habe wieder einmal erkannt, wie interessant ich Menschen mit ihren unterschiedlichen Geschichten, Denkweisen und Kulturen finde. Wo ich das festgestellt habe, verging das Semester wie im Flug. Ich habe jede einzelne Sekunde genossen und würde es jeder Person gerne ans Herz legen, diese Erfahrung zu machen.
Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Die größte Herausforderung war es für mich, eine Wohnung zu finden. Diese Situation würde ich allerdings auf keinen Fall verallgemeinern, weil sich andere wiederum extrem leicht damit getan haben. Ich persönlich bin 6x umgezogen in der Zeit, als wir eine Wohnung gesucht haben. Wir haben auf engstem Raum bei Freunden und in unterschiedlichen AirBnbs geschlafen und haben aufgrund dessen während der Suche viele der Anfangsveranstaltungen verpasst. Im Endeffekt sehe ich es als Aufgabe, die wir trotzdem mit Ruhe und Geduld gemeistert haben. Schlussendlich hatte alles ein gutes Ende, wir waren sehr zufrieden mit unserer Wohnung.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Was mich so begeisterte waren die kleinen mit Lichtern verzierten Gassen, mein kleiner Balkon, auf dem ich gelegentlich mit einem italienischen Kaffee saß & einfach nur das Leben der Italiener beobachtete. Alles ist chaotisch, aber dafür auch locker, liebevoll und kreativ. Die Wäsche, die auf all den Balkonen im Wind weht, die Frau gegenüber, die auf ihrem Balkon mit ihrem Hund Ball spielt, die Frauen, die draußen sitzen & ihre Haare flechten, Familien, die zu 3. auf dem Moped vorbeifahren, der ältere Mann, der im Freien vor seiner Tür sitzt, und jeden Tag Knoblauchzehen schält. Ich mag das Flair der Stadt, eine Kombination aus lebhaft & zufrieden. Beim zu spät kommen im Unterricht werde ich vom Dozenten freundlich angelächelt, aber meistens ist er selbst noch nicht da. Ich liebte das Gefühl, nach der Uni zum Strand zu gehen (selbst noch im November!) und Abends mit der Gruppe einen 3€ Aperol im Zentrum zu schlürfen. Aber was ich am allermeisten mitnehme sind die gewonnenen Freunde.
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