Florian

  • MSc Innovations- und Technologiemanagement
  • Taipei, Taiwan
  • Auslandssemester
  • National Taiwan University of Science and Technology
  • Wintersemester 2023/2024
Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?

Über Infoveranstaltungen und durch eigenes Interesse bin ich auf die Mobility Online Plattform gestoßen und habe hier über mögliche Ziele meines Auslandsaufenthaltes recherchiert. Dabei halfen Erfahrungsberichte von Student:innen immens weiter. Nach einer Möglichkeitsanalyse meinerseits habe ich mich für zwei taiwanesische und eine koreanische Institutionen entschieden. Ich fand es wichtig, realistisch mit dem Thema des Aufenthaltes umzugehen, Themen wie Wohnung, Finanzen und soziales Umfeld waren hierbei ausschlaggebend. Nach meinem Ranking der Institutionen wird dies im Portal bearbeitet. Vor der Zustimmung des Auslandsaufenthaltes habe ich mich zuerst bei der Heiminstitution und folgend bei der taiwanesischen Institution beworben, das meiste lief hierbei über das Mobility-Online Portal, welches einen sehr gut durch den Prozess führt.

Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?

Vor meiner Reise nach Taiwan habe ich mich über die aktuellen Verhältnisse und Voraussetzungen informiert, welche für österreichische Student:innen gelten. Trotz der Regelung 90 Tage Visumsfrei in Taiwan bleiben zu können (welches sich sehr leicht erneuern lässt, sei es durch Land verlassen oder zu der zuständigen lokalen Behörde gehen und das Visum verlängern lassen) habe ich mich dazu entschieden ein kostenpflichtiges Einreisevisum mit mehrmaliger Einreiseerlaubnis ausstellen zu lassen. Für dieses war es auch notwendig Ein- sowie Ausreisedatum nachweisen zu können. Praktischerweise gab es Direktflüge von Wien nach Taipei. Spezielle Impfungen waren in meinem Fall nicht nötig, für die Studienzulassung in Taiwan ist es jedoch notwendig MMR und Tuberkulose Status nachweisen zu können. Ein medizinisches Formular der Universität hilft dabei dem Hausarzt für weitere Schritte wie Lungenröntgen oder Titer Bestimmung.

Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?

Angekommen in Taiwan bin ich eine Woche vor der ersten Willkommensveranstaltung, das hat mir genug Zeit gegeben auf eigene Faust die Stadt zu erkunden und mich ein wenig an das Klima und die Stimmung zu gewöhnen. Die Veranstaltung an sich fand auf dem Campus der Universität in einem großen Auditorium statt. Alle neu angekommenen Austauschstudent:innen fanden Platz und konnten sich schon vor Beginn gut austauschen. Die Universität hat sich vorgestellt, es gab auch eine kurze Vorstellungsrunde von für uns Student:innen relevanten Ansprechpersonen der Universität. Darunter waren neben Lehrpersonal auch die für die Student:innen zuständigen administrativen Kräfte. Zum Abschluss stellten sich die wichtigsten und größten Student:innenclubs und ihre Vertretung vor. Nach der sehr informativen Präsentation wurden Gruppen gebildet und die einzelnen Departments besichtigt. Auch zu allgemeinen Abläufen wurde hinreichend informiert.

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Zur Wohnungssuche wurden seitens der Universität mehrere Optionen zur Verfügung gestellt. Einerseits gab es Studentdorms, welche 40-50min vom Campus entfernt waren, dabei zwar sehr preiswert aber in 6er Zimmer Konstellation waren. Die Universität bietet auch Unterstützung für die dorm-fremde Wohnungssuche an. Mehrere Webseiten und Plattformen werden empfohlen und einige davon sind sogar auf Englisch (eine Seltenheit hier in Taiwan). Ich selbst habe über Facebook Gruppen nach meiner Wohnung gesucht. Überraschenderweise gibt es einige sehr aktive und relevante Gruppen für eben diesen Zweck. Nach einiger Zeit habe ich mich für ein Studio Apartment im Fussgängerbereich (Ximen) von Taipei entschieden. Preislich habe ich inklusive Strom, Wasser, Internet und Müllentsorgung circa 13.000-13.500 NTD gezahlt. Zu dieser Zeit knappe 400 EUR. Ich habe mir die Küche zwar am Papier geteilt, in echt war ich gefühlt die einzige Person die ab und an gekocht hat, da hilft die “eating out” Kultur Taiwans.

Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?

Aufgrund der Möglichkeit des Erasmus+ Stipendium und des relativ zu Österreich geringeren Lebenskosten musste ich selbst keine speziellen finanziellen Vorkehrungen treffen. Das Stipendium hat die Wohnungskosten komplett und einiges der Nebenkosten gedeckt. Wohnungskosten beliefen sich hierbei im Schnitt auf 400 EUR was eine relativ gesehen teure Wohnung war, bei einem do-over würde ich mich mit hoher Wahrscheinlichkeit für ein WG-Zimmer entscheiden, diese bewegten sich zwischen 100-350 EUR im Monat, abhängig von Größe, Lage und Zeitpunkt der Wohnungssuche. In Taiwan isst man generell auswärts, egal ob Student:in oder nicht, es gehört sehr stark zur Identität Taiwans. Da ich auch oft in der Universität-Kantine gegessen hab, beliefen sich meine Essenskosten auf ungefähr 250 EUR im Monat. Für den Transport nutzte ich das ausgesprochen gute öffentliche Netz von Taipei, eine Monatskarte kostete ungefähr 33 EUR.

Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?

Ein Grund, Taiwan und Korea als meine Zielländer zu wählen war ihre relative Fremdheit zu der österreichischen Kultur, die ich den größten Teil meines Lebens erfahren habe. Auf einer Insel 9.000 km entfernt, mit einer Gesellschaft zurechtzukommen welche nicht nur nicht dieselbe Sprache, sondern auch nicht das gewohnte Alphabet nutzt war überaus faszinierend. Meine fehlenden Mandarin Kenntnisse, mit traditionellen Schriftzeichen, erschwerten mir den Alltag in den ersten Monaten (google translate mit Fotofunktion als Lebensretter). Die Freizeitaktivitäten waren überaus vielfältig. Innerhalb der Stadt gab es eine erstaunliche Vielfalt an Küchen aus aller Welt, Kultur- und Sportangebote und Nachtclubs wie man sie in Österreich nicht kennt. Hervorzuheben sind hierbei die für Taiwan typischen Nachtmärkte auf denen sich Michelin empfohlen und ausgezeichnete Essensstände gibt. Selbst war ich auch in fünf verschiedenen Student:innenclubs an zwei Unis aktiv, darunter 3 Sport- und 2 Kulturclubs.

Wie würden Sie das Studium beschreiben?

Das Studium an der NTUST würde ich generell als positiv beschreiben, sobald man “mitten” im Semester ist, läuft alles wirklich gut und transparent ab. Einzig der Start in das Semester fühlte sich ein wenig wackelig an. Vor meinem Eintreffen in Taipei standen meine Kurse weder fest da noch keine Zuteilung erfolgt war, noch wusste man so genau, ob dieser Kurs tatsächlich stattfinden würde, da nur die vorherigen Semester angezeigt wurden. Hätte ich damals gewusst, dass kein Grund für Stress und Sorge bestand, wäre meine Reise etwas entspannter gewesen. Trotz alldem merkt man selbst als Exchanger die taiwanesische Lernkultur, sehr viel Zeit auf der Uni zu verbringen. Täglich von 8 – 8 physisch an der Uni präsent zu sein, ist meiner Meinung nach nicht notwendig; der Studienaufwand forderte dies in meinem Fall auch nicht. Meine Mitstudent:innen beschrieben auf Nachfrage die Erwartungshaltung der Eltern und des sozialen Umfelds in Bezug auf akademische Leistungen.

Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?

Über gelerntes während des Aufenthalts würde sich viel sagen lassen, zu viel, um es in ein paar wenige Worte zu fassen. Generalisiert würde ich dennoch sagen, eine gewisse Offenheit und ein erweitertes Verständnis gewonnen zu haben. Durch das Auslandssemester wurde man vor viele verschiedene kleine Herausforderungen gestellt, sei es sprachliche Barrieren zu überwinden (Englisch ist selbst bei den jungen Student:innen manchmal eine Herausforderung), kulturelle Unterschiede zwecks sozialen Normen, oder auch verschiedene Erfahrungslevel der Mitstudent:innen zu überwinden. All dies trägt dazu bei, auf vielen Ebenen eine Verbesserung des Umganges mit Problemen hinzubekommen.

Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Meine positivste singuläre Erfahrung war es, Neujahr in Taipei zu verbringen. Die ganze Stadt lebt und versprüht ein Gefühl des Neuanfangs. Nach einigem hin und her haben wir uns entschieden Neujahr im Sun Yat-sen Park zu verbringen. Der Blick auf den Taipei 101 Tower war spektakulär und Platz war selbst am 31.12 genug. Zum Einklang in das neue Jahr explodiert der Turm förmlich in 1.000 Lichter über 5 Minuten lang in einem Feuerwerksspektakel, welches ich noch nie so erlebt habe. Wirklich eine einzigartig schöne Erfahrung!