Nico
- BSc Wirtschaftsinformatik
- Bangkok, Thailand
- Auslandssemester
- King Mongkut Institute of Technology Ladkrabang
- Wintersemester 2024/2025
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Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?
Meine Vorbereitung begann mit der Recherche über Partneruniversitäten beim International Office. Nach meiner Bewerbung über das Mobility-Portal und der Zusage habe ich mich um alle weiteren Formalitäten gekümmert.
Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Ich habe mich um mein Visum gekümmert, die notwendigen Impfungen organisiert, eine passende Reiseversicherung abgeschlossen und mich intensiv mit der Kursauswahl auseinandergesetzt. Dann kam die größere Herausforderung: die Wohnungssuche in einer Stadt, in der kurzfristige Mietverträge eher selten sind.
Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?
Im Welcome Meeting wurden Themen wie Visum, Dresscode und Bankkonto erklärt, gefolgt von einer kurzen Führung durch die Fakultät. Allerdings waren die meisten zuvor gewählten Kurse auf Thai, weshalb ich nur die Hälfte meiner Kurse an der IT school belegen konnte und den Rest in verschiedenen Fakultäten der Uni belegen musste.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft.
Es besteht die Möglichkeit, in den Dorms auf dem Universitätscampus zu wohnen, wobei diese eher für thailändische Studierende gedacht sind. Darüber hinaus gibt es viele externe Dorms und günstige Wohnungen rund um die Universität. Da sich diese jedoch am Stadtrand von Bangkok befindet, haben sich die meisten Austauschstudierenden dafür entschieden, zentral in der Stadt in Condos zu wohnen.
Mein Condo hat etwa 600 € kalt pro Monat gekostet, plus rund 30 € für Strom und Wasser. Allerdings war es sehr zentral gelegen und bot alle für Bangkok typischen Annehmlichkeiten (Coworking-Spaces, Meeting-Räume, Fitnessräume, Pools, Foodtrucks am Wochenende, 7-Eleven im Gebäude). Dabei ist es allerdings schwierig, ein Condo mit einem Mietvertrag von nur sechs Monaten zu finden, da die meisten Vermieter eine Mindestmietdauer von einem Jahr verlangen.
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Grundsätzlich kann man sehr günstig leben, wenn man im Bereich der Universität bleibt. Eine Wohnung kostet dort etwa 100 €, und eine Mahlzeit gibt es bereits für 1–2 €.
Im Herzen der Stadt sieht es jedoch anders aus. Meine monatlichen Kosten beliefen sich insgesamt auf rund 1.950–2.050 €, aufgeteilt auf Miete (630 €), Transport (250 €), Essen (300–400 €), Handy-Guthaben (7 €), Versicherung (57,14 €) und Freizeit (700 €).
Ich konnte meinen Aufenthalt durch Ersparnisse finanzieren, da ich neben dem Studium Vollzeit gearbeitet habe. Zusätzlich erhielt ich eine Förderung durch Erasmus+.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Von Montag bis Freitag bestimmte die Universität meinen Alltag, Reisen war kaum möglich. Dafür lernte ich Bangkok umso besser kennen.
Bangkok bietet alles: endlose Märkte, Straßenküchen, versteckte Bars, luxuriöse Rooftops.
Doch wer dem Lärm entkommen will, findet außerhalb der Stadt andere Welten:
Ayutthaya, einst eine mächtige Metropole, nun eine Stadt aus Ruinen.
Khao Yai, ein grünes Reich, in dem die Natur das Sagen hat.
Kanchanaburi, geprägt von Geschichte und stillen Flüssen.
Ko Lan, Hua Hin – Rückzugsorte für all jene, die dem endlosen Treiben Bangkoks für eine Weile entkommen wollen.
Wie würden Sie das Studium beschreiben?
Das Studium war praxisnah und die Lehrinhalte aktuell, doch die Organisation war eher flexibel – manchmal auch chaotisch.
Aber genau das spiegelt auch die thailändische Mentalität wider: Sabai-sabai – Dinge fügen sich mit der Zeit, und wer sich darauf einlässt, kommt am besten zurecht.
Auf dem Campus gibt es zahlreiche Cafeterien, die eine große Auswahl an günstigem Essen anbieten. Zudem findet dreimal pro Woche ein Markt auf dem Universitätsgelände statt, der eine breite Vielfalt an Speisen und Produkten bietet.
Außerdem gibt es eine Klinik auf dem Campus, die für Studierende kostenlos ist.
Der Kontakt zu thailändischen Studierenden war nicht ganz einfach.
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Leben in einer Stadt wie Bangkok verlangt Anpassungsfähigkeit. Ich lernte, in einem Chaos aus Menschen, Lärm und ständigem Wandel einen eigenen Rhythmus zu finden. Geduld wurde eine Notwendigkeit – im Verkehr, in der Bürokratie, im Umgang mit einer Kultur. Ich habe verstanden, dass Direktheit nicht immer die beste Strategie ist, dass Respekt oft in Gesten liegt und dass man mit einem Lächeln mehr erreicht als mit Druck. Ich wurde unabhängiger, durchsetzungsfähiger.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen durch Ihren Auslandsaufenthalt verändert?
Ich habe gelernt, dass Höflichkeit nicht immer Ehrlichkeit bedeutet.
Und dann ist da noch sabai (สบาย) – mehr als nur ein Wort, sondern eine ganze Lebensphilosophie. In Thailand geht es nicht darum, alles bis ins Detail zu kontrollieren oder sich über Dinge aufzuregen, die man nicht ändern kann. mai pen rai (ไม่เป็นไร) – “Macht nichts” – ist nicht nur eine Redewendung, sondern ein tief verwurzeltes Prinzip. Das Leben geht weiter, egal, ob es perfekt läuft oder nicht. Probleme werden mit einem Lächeln gelöst, Stress ist ein Zeichen von Ungleichgewicht.
Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Zum einen war da die Condo-Suche, die komplizierter war als erwartet – Mietverträge unter einem Jahr zu finden, war fast unmöglich (zum Glück kann ich da helfen).
Dann die Sprache – eine Hürde, die man nicht unterschätzen sollte. Viele Dinge des Alltags sind auf Thai.
Und dann war da noch die Uni selbst: Die Kurse, die ausgewählten Kurse wurden plötzlich auf Thai gehalten oder mussten erst nachträglich umgestellt werden, was für einiges an Chaos sorgte.
Am Ende merkt man: Egal, wie gut man plant, es gibt immer Überraschungen – man kann sich nur darauf einstellen, sie mit einem sabai-sabai zu nehmen.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Es gibt keinen einzelnen Moment, sondern viele kleine:
- Ich habe Freunde fürs Leben gefunden – Ich habe nicht nur eine Stadt kennengelernt, sondern Menschen, die heute ein fester Bestandteil meines Lebens sind. Egal wo auf der Welt wir jetzt sind – Bangkok verbindet uns für immer.
- Mein richtig nicer Condo.
- Eine Rooftop-Bar, in der die Stadt unter einem liegt wie ein endloses, leuchtendes Netz.
- Ein Taxifahrer, der sich mit einem Lächeln bedankt, weil man versucht, in seiner Sprache zu sprechen.