Philipp

  • MSc Industrial Engineering and Business
  • Luzern, Schweiz
  • Auslandssemester
  • Hochschule Luzern
  • Wintersemester 2023/2024
Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?

Da das Double Degree Programm noch recht neu ist, gab es einige Online-Informationsveranstaltungen vorab. Hierbei wurden auch immer Studenten und Studentinnen hinzugezogen, die das Double Degree Programm in der Schweiz bereits absolviert hatten und die von ihren eigenen Erfahrungen berichtet haben. Nachdem man sich für das Double Degree Programm beworben hat, entscheidet bei zu vielen Bewerbungen die Studiengangsleitung wer einen Platz erhält. In unserem Jahrgang wurde allen Studenten und Studentinnen ein Platz angeboten.

Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?

Wer in der Schweiz plant mit dem öffentlichen Verkehr zu reisen, sollte jedenfalls das Halbtax-Ticket in Betracht ziehen. Die Kosten betragen für ein Jahr 120 (unter 25 Jahre) bzw. 190 Franken. Mit dem Halbtax zahlt man so nur noch die Hälfte des regulären Ticketpreises, was sich schnell auszahlt, da öffentlicher Verkehr in der Schweiz recht teuer ist. Die Aufenthaltsbewilligung bzw. Visum ist ein recht langwieriger Prozess. Man kann diesen allerdings nicht wirklich vor der Mobilität beginnen, da für die Aufenthaltsbewilligung eine Unterkunft in der Schweiz angegeben werden muss. AirBnB gilt standardmäßig nicht als Unterkunft und man muss sich vom Gastgeber ein Formular unterschreiben lassen, welches am Amt erhältlich ist, damit die Unterkunft nicht als „Hotellerie“ gilt -> mit Gastgeber abklären. Durch den langwierigen Prozess hat uns die Bewilligung für den Aufenthalt bis zum Ende des Semesters begleitet. Es fallen zusätzlich Behördenkosten von etwa 200 Franken an.

Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?

Neben den Online-Veranstaltungen vorab gab es auch eine Willkommensveranstaltung vor Ort. Obwohl das Fachhochschulsystem in der Schweiz sehr anders funktioniert als am Technikum / in Österreich, wurde es gut verständlich und mehrmals erklärt. Bei Unklarheiten wurde auch immer flott per Mail geantwortet. Es gibt jedoch eine Liste an Dokumenten, die von der Gastinstitution benötigt werden, welche recht umfangreich ist. Die Zeit zum Ausfüllen und Zusammensuchen der Dokumente sollte man sich auch einplanen.

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft.

Wir haben verschiedene Lösungen gefunden: Studentenwohnheime, WG über Kontakte, AirBnB. Ich habe mir mit einem Kollegen ein AirBnB geteilt, wodurch sich die Kosten pro Person halbiert haben. Trotzdem lagen die Kosten des AirBnBs für das Semester pro Person immer noch bei ca. 5500 €. Das Studentenwohnheim in Horw belief sich glaube ich auf etwas über 3000 € und ein Studentenwohnheim in Zürich wäre vergleichbar mit dem AirBnB. Wir waren in Birmensdorf, mit dem Zug etwa 15 Minuten von Zürich Hauptbahnhof entfernt. Die Unterkunft war für den Preis recht standardmäßig und nicht sehr geräumig. Die Lage war ruhig und in der Nähe gab es ausreichend Möglichkeiten für Wocheneinkäufe (Coop, Denner, Migros, Bioladen, etc.) und z.B. auch öffentliche Workoutplätze mit Klimmzugstangen und ähnlichem.

Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?

Die Schweiz hat für Naturfreunde einiges zu bieten. Auch für Wochenendaktivitäten gibt es verschiedene Möglichkeiten wie Museen, Lindt Home of Chocolate, verschiedene Messen wir zum Beispiel die Automesse Zürich und die Aussichtsplattform am Flughafen Zürich. Von der Studiengangsleitung wurden auch immer wieder Ausflüge nach Frankreich oder innerhalb der Schweiz geplant und veranstaltet.

Wie würden Sie das Studium beschreiben?

Das Studium ist top organisiert, die Lehrveranstaltungen finden immer zur gleichen Uhrzeit am gleichen Wochentag statt, womit man gut planen kann. Man wählt seine eigenen Lehrveranstaltungen welche vor Ort oder Online stattfinden. Online kann man wirklich von überall teilnehmen. In vielen Lehrveranstaltungen gibt es einen Vorlesungsteil und anschließend einen Teil, wo oft in Gruppen etwas auszuarbeiten ist. Da man seine Fächer selbst wählt, sind die Inhalte abhängig von der eigenen Wahl. Fächer die man wählen kann sind abhängig vom eigenen Studiengang, die Vorgabe welche Fächer im gewählt werden können, kommt dabei von der jeweiligen Studiengangsleitung am Technikum. Ich empfehle Fächer zu wählen bei denen man vor Ort ist und Leute kennenlernen kann – sonst könnte das Semester ein bisschen einsam werden da die Schweizer durchschnittlich zwar sehr nett aber auch verschlossen sind. Beachten: Die Vertiefungsarbeit 2 (VM2) muss geschrieben werden und benötigt wirklich viel Zeit!

Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?

Ich habe während dem Auslandsaufenthalt 30 Stunden gearbeitet und möchte das niemandem empfehlen. Es ist zwar möglich, aber man verpasst dadurch viele Möglichkeiten mit Leuten zusammenzukommen und wirklich das „neue“ Land zu erkunden. Sofern möglich die ERASMUS+ Förderung vom Technikum erhalten (je nach Anzahl der TeilnehmerInnen erhalten es leider nicht alle) und andere Förderungen in Anspruch nehmen wie zum Beispiel Bildungskarenz.

Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?

Bisschen Schweizerdeutsch ist hängengeblieben und ich parke mein Auto jetzt nicht mehr, sondern ich parkiere es. Ansonsten ist die Schweiz recht ähnlich zu Österreich. Die Schweiz ist leistungsgetriebener und meiner Einschätzung nach konservativer eingestellt als Österreich. Eine tolle Erfahrung am Ende des Semesters war die Management-Challenge wo man eine Woche von 8:30 Uhr bis meistens 17 Uhr eine Management Simulation durchspielt und mit anderen Teams vor Ort konkurriert. Die Lernkurve in der Woche ist sehr steil.

Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen durch Ihren Auslandsaufenthalt verändert?

Es war nicht mein erster Auslandsaufenthalt, da ich während dem Bachelor bereits ein Semester in Brasilien verbringen durfte und jeder Auslandsaufenthalt war bisher eine Bereicherung, auch wenn man das erst im Nachhinein so richtig mitbekommt. Man wird selbstständiger und man lernt sich in einer anderen Sprache und in anderen Werten auszudrücken. Was für mich bisher immer das größte Learning war, ist das mir meine Familie und Freunde unendlich wichtig sind und ich diese Beziehungen kräftigen und leben möchte, solange das möglich ist.

Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Dass Kommilitonen aus Wien, die ebenfalls am Double Degree teilgenommen haben, so fest zusammengehalten haben und sich in allen Bereichen gegenseitig unterstützt haben.