Florian

  • BSc Wirtschaftsinformatik
  • Taipei, Taiwan
  • Auslandssemester
  • National Taipei University of Technology
  • Wintersemester 2023/2024
Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?

Auf der Website (https://aps.ntut.edu.tw/course/en/ShowENSubject.jsp) habe ich mir Kurse herausgesucht, die halbwegs zu meinem Studiengang passen. Es ist dabei wichtig, die Kurse nach der Sprache zu filtern und, dass im Syllabus steht, dass ein englisches Buch verwendet wird. Ich habe mir im Vorhinein viele Gedanken gemacht, welche Kurse ich nehmen soll und für jeden Kurs auch einen Ersatz gesucht, weil manchmal kommt man nicht in alle Kurse rein, weil sie schon voll belegt sind. Es wird auch nicht jeder Kurs in jedem Semester angeboten, darum finde ich es komisch, dass das erste Learning Agreement schon so früh ausgefüllt werden muss. Aber, weil die Kurse erst an dem Tag, an dem die Uni schon anfangt, ausgewählt werden können, ist es wichtig, das vorher anzusehen.
Ich musste mich für ein Department entscheiden und am Anfang wurde gesagt, es muss mindestens ein Kurs in diesem Department gemacht werden, diese Regelung wurde dann aber doch nicht geprüft.

Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?

Ich habe mir beim “Taipei Economic and Cultural Office in Austria” ein verlängerbares 90 Tage multiple Entry Visum für Taiwan gekauft (ca. 95€), das war aber (Stand WS 2023/24) unnötig, da ich statt der Visaverlängerung in Taiwan nach 90 Tage, einfach einen Flug z.B. auf die Philippinen buchen hätte können, da nach jeder Einreise die 90 Tage wieder neu gelten mit dem Visum on Arrival. Bei China Airlines habe ich ein Return Ticket für 720€ gekauft, im September hin, im Jänner zurück, das Gute ist, dort hat man zwei Gepäckstücke dabei und es gibt ein direkten Flug Wien-Taipei. Auslandskrankenversicherung abgeschlossen mit online Vergleich bei Durchblicker, wichtig, Versicherungen von Kreditkarten gelten meist nur für Reisen bis ca. 40 Tage. Die Uni verlangt am Anfang Unterlagen zu Impfungen, auf offizielle Anfrage hin heißt es, ein Schreiben vom Hausarzt muss offiziell übersetzt und beglaubigt werden, aber das war eig. nicht nötig. Einfach das Schreiben im online Portal einreichen.

Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?

Es gab am Anfang eine Campus Tour, diese war aber erst am dritten Tag, also nicht wirklich so hilfreich, aber die NTUT ist nicht sehr groß im Vergleich zur NTU. Es wurde schon weit vor der Ankunft eine Line (WhatsApp Alternative) Gruppe erstellt mit allen Austauschstudenten an der NTUT und ebenfalls waren dort die zuständigen Ansprechpartner von der Uni drinnen, dort wurden alle Fragen geklärt mit einer schnellen Antwort.

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Ich habe eine Zusage bekommen für das On campus dormitory. Die Lage von diesem Dorm, mitten in der Stadt wäre cool gewesen, jedoch haben fast alle, nur einen Monat vor Beginn, die Nachricht bekommen, dass wir auf das Gelände der „New Taipei City Municipal New Taipei Industrial Vocational High School“ verschoben werden, ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt von der U-Bahn Haltestelle Haishan an der Blue Line. Erwarten sollte man sich von den Dorm‘s dort gar nichts. Es sind alles 4er Zimmer, geteilte WC’s und Duschen am Gang, diese werden nur sehr notdürftig geputzt. Stockbett mit oben Bett und unten Kasten und Tisch und einem quietschenden Stuhl. Die Fenster sind nicht durchsichtig und zusätzlich mit Papier zugeklebt, damit es nicht ganz so hell ist zum Schlafen. Es gibt eine Klimaanlage, es kann aber nicht geheizt werden und im Winter wird es kalt, also nicht nur die dünnste Decke kaufen.Hätte ich nicht so nette Zimmerkollegen gehabt, wäre ich ausgezogen. Gut sind die nur 300€ fürs ganze Semester.

Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?

Die 4300€ Erasmus+ Förderung haben die Ausgaben dank des billigen Studentenwohnheims ziemlich gut gedeckt. Ebenfalls habe ich eine kleine Förderung von meiner Heimatgemeinde bekommen. Die Seite „Grants.at“ ist eine gute Seite, um sich zu erkundigen, welche Förderungen es gibt.
Kosten: Für ein Essen im eher billigen Restaurant ist man mit 4-6€ gut dabei, die Fahrkarte für Taipei (und Umgebung) kostet 35€ für einen Monat. Das Studentenwohnheim ~300€ fürs ganze Semester, ein WG-Zimmer um die 400€ pro Monat, diese haben aber zum Teil kein Fenster. Generell kann gesagt werden, dass außer bei Restaurantbesuchen sonst ziemlich europäische Preise herrschen.

Die würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?

Es gibt im Norden die Riesen Metropole Taipei, sehr lebhaft und immer viel los, aber es gibt auch in der Mitte von Taiwan eine lange Gebirgskette, der Yu Shan ist mit 3952 m sehr hoch und man kann gut wandern gehen, manchmal etwas nervig sind die Permits, die man für spezielle Wanderrouten braucht. Die Ostküste glänzt mit schönen Klippen und dort kann man auch surfen gehen, perfekt für einen Tagesausflug von Taipei. Der Taroko Nationalpark ist eine schöne Schlucht und hat mit dem Zhuilu Old Trail eine beeindruckende Wanderung (Weit im Vorhinein registrieren!). Mit dem HSR, Taiwans Schnellzug ist man in 2h in Kaohsiung und somit nicht mehr weit weg vom warmen Süden und der kleinen Insel Xiaoliuqiu mit schönen Stränden und Schildkröten.
Man kann viele gute Restaurants probieren, mein Favorit war Chuan Mu Yuan und die vielen Nachtmärkte.
Die Menschen in Taiwan sind sehr zivilisiert, halten sich an Regeln und sind auch sehr scheu, es ist schwierig sie kennenzulernen.

Wie würden Sie das Studium beschreiben?

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, weil meine ursprünglich herausgesuchten Lehrveranstaltungen entweder schon voll belegt waren oder Kursmaterial, das nicht auf Englisch existiert, verwendet wurde, musste ich neue Kurse heraussuchen. Das war etwas stressig, weil das Anmelden für die Kurse am gleichen Tag stattfindet, wie die Uni schon anfängt, hat aber dann aber doch gut funktioniert. Ich habe extra eher einfach klingende LVs herausgesucht, muss aber sagen, dass wir zum Teil schon wirklich sehr wenig gemacht haben. Der Fokus liegt anstatt auf Prüfungen eher auf Gruppenarbeiten und Präsentationen. Das hat mir gefallen, ich muss aber schon sagen, dass ich die Präsentations-Skills meiner Mitstudierenden als unprofessionell empfunden habe.

Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?

Sich im Vorhinein gut informieren, aber nicht zu viel verkopfen, alles regelt sich irgendwie. Das Semester genießen, es ist schneller um, als man schauen kann.
Wintersachen mitnehmen, die kälteste Temperatur war bei mir 8°, und dort fühlt sich das Wetter im Winter generell kälter an als bei uns, weil es doch sehr schnell wechselt vom heißen Sommer. Wandersachen mitnehmen, wenn du oft wandern gehen willst, dann musst du es nicht immer ausleihen.

Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?

Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich viel Fachwissen gelernt habe, auch das Englisch der taiwanesischen Bevölkerung ist zum Teil sehr grundlegend, auch der Professoren. Was jedoch viel wichtiger ist, ist der kulturelle Austausch und der Blick über den westlichen Tellerrand, einmal miterleben, wie der Alltag auf der anderen Seite der Welt aussieht.

Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen durch Ihren Auslandsaufenthalt verändert?

Es sind wohl eher viele Kleinigkeiten, die man über so ein Semester sieht, wie zum Beispiel, dass man etwas von der Selbstlosigkeit aufschnappt. Im Gegensatz zu Europa, schaut man in Taiwan sehr auf die Mitmenschen, stellt sich bei den Rolltreppen schön hintereinander, anstatt wie bei uns sich vorzudrängeln. Ebenfalls habe ich gelernt, dass Personen und Marken aus Europa in Taiwan sehr hoch angesehen sind. Eährend in Europa oft die Mentalität herrscht, je billiger, desto besser, werden in Taiwan sehr gerne westliche Markenprodukte gekauft, aufgrund der guten Qualität und zum Teil scheint es auch so, um sich von China abzugrenzen.

Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Das war wohl wahrscheinlich der ganze Papierkram, der erledigt werden musste und die „Angst“ davor, dass sich mein Studium verzögert, sollte etwas nicht so wie gewollt funktionieren, bzw. ich einen Kurs nicht bestehen, weil ich keine Zeit für Nachprüfungen gehabt hätte. Im Nachhinein kann ich aber nur sagen, dass ich als Austauschstudent nie auch nur annähernd schlecht bewertet wurde.

Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Die positivste Erfahrung war, dass egal wo ich hingegangen bin, ich habe sofort neue supernette Menschen kennengelernt, mit denen man sich auch sehr gut verstanden hat.
Ebenfalls die Sicherheit in Taiwan, egal zu welcher Zeit an welchem Ort, man fühlt sich überall sehr sicher und man muss sich im Dunkeln auch nicht umdrehen auf der Straße.