Ibrahim
- MSc Internet of Things und Intelligente Systeme
- Turin, Italien
- Auslandssemester
- Polytechnic University of Turin
- Sommersemester 2023/2024

Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet? Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Nicht sonderlich, ich habe eine Wohnung gesucht und diese über ein Partnerunternehmen der Uni vermittelt bekommen. Ich habe wegen Visas geschaut, ob ich mich abmelden muss und dort hauptmelden muss, meine Unterkunft in Österreich untermietet. Ich habe beim Amt bekanntgegeben, dass ich einen Auslandsaufenthalt mache. Tatsächliche Infos zum Stundenplan kamen erst sehr spät, und allgemein gab es Probleme beim Kurse aussuchen, die akademischen Advisor der Partnerhochschule waren keine große Hilfe. Im Endeffekt hats aber doch geklappt, das FHTW International Office war sehr hilfreich und hat wirklich so gut es möglich war unterstützt bei jeglichen Fragen. Das International Office der Gasthochschule war nicht so hilfreich, aber hat ihr bestes gegeben … mühsame Kommunikation über Tickets.
Wie war das Studium an der Gasthochschule?
Die Lerninhalte waren sehr spannend, ich habe tolle Professoren gehabt, allerdings ist die Organisation ein absolutes Chaos gewesen. Ich hatte überlappende LV’s, obwohl mir am Anfang garantiert wurde, dass dies nicht möglich wäre. Die Lehrräume sind auch relativ weit auseinander, aber immerhin noch am selben Campus. LV’s werden nicht aufgezeichnet, damit Studierende anwesend sind, was aber dennoch nicht funktioniert. Somit ist auch gleich indirekte Anwesenheitspflicht, da sonst die Lehrinhalte nicht gefunden werden können, da nicht alles online vorhanden ist und teils sonst sehr schwierige Abschlussprüfungen gemacht werden müssen anstatt von Laborübungen, die einen großen Teil der Note ersetzen. Ebenfalls gab es kaum Lehrräume die nicht überfüllt waren, es war sehr schwer an der Uni direkt zu lernen, man musste extra nach Räumen suchen und dort dann um einen Platz “kämpfen” bzw diesen direkt in der Früh besetzen.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Herrlich, leider konnte ich durch die hohe Anwesenheit an der Uni die Kultur nur am Wochenende oder am Abend genießen. Die Uni hatte bis zu 25 Wochenstunden an Einheiten quer verteilt über den Tag, 4 Tage die Woche.
Das Essen ist super, Aperitivos und Aperol am Fluss genießen bei tollem Wetter, mit den Alpen im Hintergrund. Tolle Nationalparks in der Nähe und das Meer und die Cote d’Azur sind nicht weit entfernt, etwa 3 Stunden mit dem Auto/Motorrad. Die Stadt ist ein Traum, viel Industrie, Geschichte, einzigartige Architektur und wirklich tolle Museen in der ganzen Stadt. Ein ganz anderes Italien als man es sonst kennt, und genau die richtige Größe für mich als Stadt mit knapp einer Million. Mailand, Monaco und Genua sind einen Besuch wert.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft
Diese wurde von “cerco alloggio” abgenommen für eine Gebühr von 100 Euro, ein Deal der PoliTo und UniTo Studenten vorbehalten ist. Das hat super funktioniert und ich war grundsätzlich sehr glücklich mit meiner WG. Sehr zentral und das tolle an Italien, jeder hat einen Balkon.
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Das kann ich schwer sagen, da ich mir einfach gegönnt habe, da es definitiv günstiger war als in Wien. Das Kantinen Essen kostet für Auslandsstudenten 2,50€ für eine komplette Mahlzeit. Pizza und Pasta unter 10€, Aperol um 2-3€.
Die Autobahnen sind sehr teuer, und für mein Zimmer habe ich mehr gezahlt als in Wien, 650€, aber war es extrem zentral und toll ausgestattet mit allem was man braucht. Ich habe Studienbeihilfe bezogen, das Erasmus Geld war ganz nett, aber zum Leben reichts nicht und ich habe 12 Stunden remote als Softwareentwickler für meinen Wiener Arbeitgeber gearbeitet. Die Öffis waren okay, etwa 25€ pro Monat unter 26 Jahren, die sind leider aber nicht sonderlich verlässlich.
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Ich habe etwas Italienisch gelernt natürlich, leider waren die Kurse die angeboten wurden unmöglich zu wählen, da diese von 19-21 Uhr gingen Mo, Mi und Fr.. das ist etwas zu viel bei so viel Uni schon. Ansonst habe ich viel Elektronik gelernt, was neu für mich war, da ich aus dem Informatikbereich komme, aber IoT hier dem Electronic Department zugewiesen wird und somit alle meine LV’s aus diesem Bereich stammten. Ansonst natürlich Resilienz, Anpassungsfähigkeit und soziale Kompetenzen dank der vielen Gruppenprojekte mit Fremden.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen während Ihres Auslandsaufenthaltes verändert?
Ich habe die Nachmittagruhe sehr zu schätzen gelernt, und dass man abends rausgeht auf ein Aperitif und allgemein lange draußen sein kann, neue Lokale erkundet, das ist etwas wirklich einfaches und schönes in Turin. Auch keine Sorgen am Wochenende zu haben wegen Einkaufen, da die Geschäfte auch Sonntags offen haben. Ansonsten, allgemein alles ist dort etwas gelassener, Regeln sind eher Empfehlungen dort, im Alltag als auch an der Uni, was sehr ungewohnt für mich als Wiener war. Am Anfang war dies sehr frustrierend, aber man lernt, es sich zum Vorteil zu machen.
Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Der Umzug ins neue Land für 6 Monate, das pünktliche Abschließen alle Lehrveranstaltungen davor und während des Aufenthaltes, da die Prüfungen erst im Juli stattfinden und manche die Projekte bis September/Oktober hinauszögern und es somit Erasmus-Studenten schwierig machen, parallel für mehrere LV’s etwas zu machen. Die Bürokratie, nichts vergessen, allerdings hilft da das service4mobility Tool ungemein.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Allgemein, dass man es gewagt hat. Ich kann es jedem wirklich wärmstens empfehlen. Und nicht mit zu hohen Erwartungen reinzugehen, offen für alles sein und dies als Ausrede hernehmen um so viel es geht neues zu probieren. Es ist etwas ganz besonderes in einem völlig fremden Land zuhause zu sein und neue Leute zu finden, die manchmal Freunde fürs Leben werden, selbst nach dem Aufenthalt. Und ich habe sehr viel über die Kultur der Italiener gelernt, die ich niemals durch einfache Urlaube dort erfahren hätte. Turin ist so unscheinbar als Tourist, bietet aber sehr viel als Bewohner.


