Gregor
- BSc Internationales Wirtschaftsingenieurwesen
- Seoul, Südkorea
- Auslandssemester
- Korea University
- Sommersemester 2023/2024

Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?
Als erstes sollte man sich einen Überblick verschaffen, welche Kurse absolviert werden müssen. Dann eine Auswahl an potenziellen Wunschunis treffen. Es gilt herauszufinden, ob die benötigten Kurse oder ähnliche im geplanten Semester angeboten werden. Dafür genug Zeit nehmen. Am besten die letzte aktuelle Kursliste als Referenz nehmen und eine direkte Nachfrage per E-Mail an die Uni kann auch helfen. Sobald die passenden Kurse an der Wunschuni gefunden wurde, kann die Bewerbung beginnen. Bei manchen Unis ist ein guter Notenschnitt wichtig. Darauf sollte geachtet werden. Sollten mehrere Unis in Frage kommen, lohnt es sich zu vergleichen welche Stadt für einen interessanter ist oder ob es zum Beispiel coole Zusatzangebote von der Uni gibt.
Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Sobald die Wahl für die Austauschuni getroffen ist und die Bewerbung angelegt wurde, gilt es sich so gut wie möglich über das Zielland zu informieren. Insbesondere für außereuropäische Länder. Es muss geklärt werden, ob ein Visum benötigt wird und dieses gegebenenfalls rechtzeitig beantragt werden. Sobald der Aufenthalt mehr oder weniger bestätigt ist, kann das Reiseticket gekauft werden. Eventuell ist eine grüne Anreise möglich.
Um eine Unterkunft sollte sich ebenfalls so früh wie möglich gekümmert werden. Auf jeden Fall lohnt es sich Erfahrungen von anderen Personen oder Studenten, die bereits im Zielland waren einzuholen. Insgesamt hängt die Vorbereitung immer vom Zielland ab. Es schadet aber nicht übervorbereitet zu sein. Eventuell sind auch Impfungen notwendig und eine gültige Krankenversicherung sollte auch vorhanden sein.
Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?
Die Gastinstitution hat eine Woche vor offiziellem Unistart eine Info- und Willkommensveranstaltung abgehalten. Zusätzlich gab es ein Buddyprogramm mit jeder Menge Aktivitäten und Ansprechpersonen für etwaige Fragen. Dazu gehörten eine optionale Stadtführung, gemeinsame Abendessen und Events, um die Universitätskultur kennenzulernen.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft.
Die Unterkunft musste ich mehr oder weniger auf eigene Faust suchen. Das Studentenheim am Unicampus hat mir nur ein Zimmer mit einer 2. Person zum Teilen angeboten, welches ich ablehnte. Nach einiger Suche hatte ich Erfolg und konnte ein Zimmer über eine Facebook Gruppe finden. Der Vermieter war zufälligerweise auch ein Professor an meiner Gasthochschule, wodurch ich Vertrauen in das Angebote hatte. Ich hatte mein eigenes Zimmer und die Wohnung war modern und sauber. Insgesamt war die Lage zentral und gut angebunden. Da die Uni jedoch eher außerhalb lag, habe ich dennoch 30min von Haustür zu Uni gebraucht. Die Miete lag bei etwa 500€ pro Monat.
Dafür war alles vorhanden und ich musste nichts extra besorgen.
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Um den Auslandsaufenthalt zu realisieren, habe ich Erasmus+ beantragt, sowie Bildungskarenz. Zusammen mit eigenen finanziellen Reserven konnte ich alle Kosten stemmen. Die monatlichen Kosten haben sich schätzungsweise zwischen 700 und 1100€ bewegt. Dies war abhängig von Aktivitäten und Ausgaben für Essen. Dazu kamen noch etwa 50€ für öffentliche Verkehrsmittel und 50€ für Krankenversicherung.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Korea hat eine stark ausgeprägte Popkultur. Vor allem Musik, Film und Videospiele sind von großer Bedeutung. Dies zeigt sich in Events, Konzerten, Merchandise und Werbung mit den Stars. Sportlich ist in Korea vor allem Baseball populär.
Zu Beginn war ich mit K-Pop und K-Drama nicht wirklich vertraut. Ich konnte jedoch während meiner Zeit einiges entdecken und insbesondere die Musik gefällt mir mittlerweile besser. Der Besuch eines Baseballspiels war ebenfalls eine einprägsame Erfahrung. Der Ersteindruck lässt vermuten, dass Koreaner:innen schüchtern sind, jedoch zeigt sich insbesondere bei einem gemeinsamen Abendessen und Getränk die Geselligkeit und Gastfreundschaft der Koreaner:innen.
Wie würden Sie das Studium beschreiben?
Vor allem zu Beginn war ich stark überfordert mit dem doch sehr anderen System. Ich kannte mich nicht wirklich aus und musste selbst herausfinden, wie alles funktioniert. Zusätzlich hatte ich technische Probleme mit dem online Portal. Sobald diese gelöst waren, kam ich auch mit den zahlreichen Online-Portalen zurecht.
Mit 5 Kursen, war der Lernaufwand recht hoch. Hinzu kam, dass kaum Austauschstudenten mit mir in den Kursen waren und die Professoren häufig auf koreanisch gewechselt haben, wodurch es schwer war dem Unterricht zu folgen. Ich bin dazu übergegangen mir den Lernstoff im Selbststudium anzueignen. Abgesehen davon war der Inhalt interessant und ich konnte einiges neues dazu lernen.
Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?
So viel Informationen über die gewählten Kurse wie möglich einholen. Notfalls bei der Uni direkt oder bei anderen Studenten nachfragen. Eine gute Kursauswahl ist das A und O für das Auslandssemester. Nur so können die erforderlichen ECTS erbracht werden.
Ein weiterer Tipp ist es, eine Unterkunft in Uni Nähe zu suchen. Das erleichtert den Alltag enorm, wenn man viele Kurse besucht. Trotz allem sollte der Spaß nicht zu kurz kommen. Auf die Leute zu gehen und Erfahrungen fürs Leben mitnehmen.
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Tatsächlich konnte ich vereinzelte Wörter und Phrasen auf Koreanisch mitnehmen und lesen war zum Ende des Semesters ebenfalls möglich, wenn auch sehr langsam. Da ich hauptsächlich Englisch zur Kommunikation verwendet habe, konnte ich meine Sprachfertigkeiten weiter ausbauen. Des Weiteren konnte ich eine für mich neue und zu meiner verschiedenen Kultur kennenlernen. Mit großer Begeisterung habe ich über andere Gewohnheiten und Bräuche gelernt und diese auch ausgelebt.
Ich konnte mein fachliches Wissen erweitern und in manchen Bereichen verfeinern. Auf jeden Fall konnte ich mir bei der Arbeitsethik der Koreaner:innen etwas abschauen, da für das vorgegebene Lernpensum einiges an Zeit investiert werden muss. Insbesondere in den Klausurenphasen musste ich viel Zeit zum Lernen aufwenden, da die Stoffmengen sehr umfangreich sind.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen durch Ihren Auslandsaufenthalt verändert?
Da ich grundsätzlich sehr offen und aufgeschlossen bin, haben sich meine Werte und Einstellungen nicht stark geändert. Dennoch konnte ich meinen kulturellen Horizont erweitern und würde am liebsten noch weitere Kulturen und Länder kennenlernen.
Ich kann sagen, dass längere Zeit in einem Land leben definitiv nochmal einen anderen Blickwinkel bietet, als einen Ort nur für Urlaub zu bereisen.
Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Die größte Herausforderung war für mich vermutlich, die richtigen Kurse zu wählen. Für technische Studiengänge ist es nicht so einfach vergleichbare Kurse zu finden. Hinzu kommt die Vorgabe des Curriculums der Fachhochschule. Die Austauschuni muss Kurse mit vergleichbaren Inhalten und im vollen Umfang von 30 ECTS sowie im richtigen Semester anbieten. Dadurch fallen einige Universitäten weg und ein Teilnehmerlimit für Kurse kann ebenfalls eine Hürde darstellen.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Vermutlich eine Reise auf eine koreanische Insel mit Freunden die ich, während meines Austauschs kennengelernt habe. Etwa zur Hälfte des Semesters hatte man sich bereits gut eingelebt, fühlte sich wohl in einem anderen Land und verstand sich blendend mit den anderen. Zwischen den Klausurenphasen tat es gut zu verreisen und nochmal eine andere Seite von Korea kennenzulernen.


