Taras
- BSc Informatik
- Taipei, Taiwan
- Auslandssemester
- National Taipei University of Technology
- Wintersemester 2024/2025
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Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?
Ich habe rechtzeitig in Wien ein Multiple-Entry-Visum für 90 Tage beantragt. Die Verlängerung vor Ort in Taipei um weitere 90 Tage kostet 10 €.
Meine Flugtickets habe ich bei China Airlines, einer taiwanesischen (!!!) Airline mit Direktflügen, gekauft. Bereits in Wien, vor der Einreise nach Taiwan, hat die Airline von mir ein gebuchtes Rückflugticket verlangt.
Für die Unterkunft habe ich ein Zimmer über MyRoomsAbroad für das ganze Semester gebucht, was ein Fehler war. Die Plattform ist überteuert, und die meisten Studierenden haben vor Ort viel günstigere und bessere Unterkünfte gefunden. Falls nötig, empfehle ich, dort nur für 2-3 Wochen ein Zimmer zu buchen, während ihr aktiv nach Wohnungen oder Zimmern sucht.
Zukünftigen Outgoing-Studierenden rate ich, alle Unterlagen wie Visum und Flugtickets frühzeitig zu organisieren. Außerdem sollte man flexibel bei der Unterkunftssuche bleiben und vor Ort nach langfristigen Optionen suchen, die meist günstiger und in besseren Lagen sind.
Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Bei der NTUT waren Masern-/Röteln-Impfungen verpflichtend. Daher habe ich in Wien eine Antikörpertestung gemacht und eine Masern-/Röteln-Impfung erhalten. Außerdem war ein Lungenröntgen erforderlich, das ich ebenfalls in Wien erledigt habe. Diese Untersuchungen kann man auch am ersten Uni-Tag in Taipei durchführen lassen.
Da ich jedoch alles bereits in Wien erledigt hatte, konnte die NTUT meine Unterlagen in 15 Minuten überprüfen. Dadurch gehörte ich zu den Ersten, die ihren Studentenausweis erhalten haben, und durfte anschließend direkt gehen.
Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?
Wir wurden zunächst herzlich in einer Line-Gruppe (ähnlich wie WhatsApp) begrüßt. Vor Semesterbeginn gab es eine Online-Infoveranstaltung, und zu Beginn des Semesters wurde eine Willkommensparty organisiert. Diese war alkoholfrei, mit Pizza und Challenges, die von taiwanesischen NTUT-Studierenden vorbereitet wurden.
Bei Fragen konnte man einfach in der Line-Gruppe nachfragen und erhielt schnell eine Antwort, entweder von anderen Studierenden oder vom International Office. Die Studierenden-Community an der NTUT war sehr stark, sodass man schnell viele Freundschaften schließen konnte.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft.
Es gab die Möglichkeit, in einem Studentenwohnheim zu wohnen, das mit etwa 300 € pro Semester recht günstig war. Allerdings waren die Wohnbedingungen eher spartanisch, und man musste beispielsweise eine eigene Matratze kaufen.
In den ersten Wochen konnten Studierende Kontakte knüpfen und sich in von Studierenden organisierten WGs zusammenfinden. Dies war eine günstige und bessere Option.
Leider habe ich die schlechteste Entscheidung getroffen und vor dem Semester über MyRoomsAbroad online eine Wohnung gemietet. Diese kostete 1.000 € pro Monat, lag in einer schlechteren Gegend in New Taipei, weit entfernt von der Uni, und direkt auf einem unansehnlichen Night Market. Der unterschriebene Vertrag konnte auch nicht vor Ablauf der Frist gekündigt werden, da es mich die Hälfte meiner Kaution (ca. 1.000 €) gekostet hätte.
Ich empfehle, direkt nach der Ankunft oder schon vorher Menschen zu suchen, mit denen man in eine WG ziehen kann. Das ist in der Regel günstiger und angenehmer.
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Ich hatte ein Erasmus+ Stipendium sowie Ersparnisse. Die Lebenserhaltungskosten sind im Vergleich zu Wien gering. Für eine Mahlzeit kann man in der Regel 1-4 € ausgeben. Ein japanisches Ramen im Restaurant kostet etwa 7 €, ein Capuccino bei Louisa Coffee 2 €. Meine Hauptausgabe war die Wohnung. Eine Monatskarte für die U-Bahn kostet 30 € und gilt auch in der Umgebung von Taipei (New Taipei). Ich habe außerdem genug Bargeld mitgeführt, da bei Kartenzahlung oft 1-2 € Spesen pro Transaktion anfallen.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Ich war sehr oft wandern. Die Natur auf Taiwan ist wirklich wunderschön. Es gibt über 300 Berge, die mehr als 3000 Meter hoch sind. Zu meinen persönlichen Highlights gehörten Jiufen, Wulai und die Lambai Insel. Die Kultur ist ebenfalls faszinierend, mit einer Mischung aus Tradition und Moderne, die das Land einzigartig macht.
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Wie würden Sie das Studium beschreiben?
Die Anfangsphase war für mich am schwersten. Man muss die Kurse, die man besuchen möchte, selbst aussuchen, hingehen und überprüfen, ob das Englisch der Professoren passt. Im schlimmsten Fall muss man sich vom Kurs abmelden und einen anderen wählen, und das innerhalb der ersten paar Studienwochen. Aber in der Regel gibt es ausreichend englische Kurse. Ansonsten war das Studium für mich recht einfach und interessant. Es findet immer in Präsenz statt und ist so aufgebaut, dass es sowohl Midterm Exams als auch Final Exams gibt.
Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?
Tipp 1: Für die öffentlichen Verkehrsmittel in Taipei (und New Taipei) benötigt man eine EasyCard oder TPASS. Diese kann man auf den Studentenausweis laden, wodurch man flexibel überall zahlen kann und auch eine Monatskarte aktivieren kann.
Tipp 2: Sucht die Wohnung vor Ort. Achtet auf die Anbindung zur Uni. In meiner Wohnung, die oberhalb eines Night Markets lag, gab es viele Kakerlaken auf dem Balkon. Kakerlaken auf den Straßen sind in Taiwan jedoch normal.
Tipp 3: Besorgt euch ein Multiple-Entry-Visum. Von Taiwan aus kann man bequem nach Südkorea, Japan, auf die Philippinen usw. fliegen – das lässt sich zeitlich gut mit dem Studium verbinden.
Tipp 4: Es gibt Gyms, die für nur 100 NTD pro Tag zugänglich sind, ohne dass ein Membership erforderlich ist.
Tipp 5: Sammelt Rechnungen für die taiwanesische nationale Lotterie.
Tipp 6: Das mobile Internet habe ich von Taiwan Mobile bezogen. Sie bieten Studententarife für Prepaid-Karten mit unbegrenztem Datenvolumen an.
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Ich bin viel sozialer geworden, habe viele Freunde aus verschiedenen Ländern gewonnen und meine interkulturellen Kommunikationsfähigkeiten verbessert. Zudem habe ich gelernt, selbstständiger zu sein, mich schnell an neue Umgebungen anzupassen und flexibel auf unerwartete Situationen zu reagieren.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen durch Ihren Auslandsaufenthalt verändert?
Ich habe viel über Taiwan gelernt, insbesondere über die komplexe politische Situation zwischen Taiwan und China. Zudem hat mich die Gastfreundschaft und Offenheit der Taiwaner beeindruckt, was meine Einstellung zu interkultureller Kommunikation und Toleranz gestärkt hat.
Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Die größte Herausforderung war es, den Studienplan selbst zu erstellen und endgültig zu fixieren. Außerdem war die Wohnungssuche nicht einfach, da ich zu Beginn eine ungünstige Wahl getroffen habe. Wie das Studium funktioniert, war am Anfang schwierig zu verstehen, da es in Taiwan keinen Moodle gibt und teilweise drei unterschiedliche Plattformen verwendet werden (Google Classroom, Zuvio, iStudy). Zudem war es spannend, aber auch beängstigend, Taifune und Erdbeben zu erleben.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Meine positivste Erfahrung war die unglaubliche Sicherheit in Taiwan – es gibt fast keine Kriminalität und Dinge werden nicht gestohlen. Die 7-Eleven-Läden sind rund um die Uhr geöffnet, was sehr praktisch ist. Die Natur ist atemberaubend, und das Essen ist nicht nur günstig, sondern auch unglaublich lecker. Es ist das ganze Jahr über warm, und die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr bequem und zuverlässig. Besonders beeindruckend war die Hilfsbereitschaft der Taiwaner:innen.
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