IDEAL

Energiegemeinschaften (EGs) gemäß Renewable Energy Directive (RED) und Electricity Market Directive (EMD) revolutionieren die Rolle der Verbraucher:innen im Energiesystem. Diese verändert sich von passiven Konsument:innen zu proaktiven Mitgliedern: Bürger:innen haben die Möglichkeit, sich aktiv in die Gestaltung der Energieversorgung einzubringen.

Neben dem primären Ziel, die Energiewende voranzutreiben und CO2-Emissionen durch lokalen und erneuerbaren Energieverbrauch zu reduzieren, sollen EGs auch einen sozialen und gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Sowohl in den europäischen Richtlinien als auch in der Umsetzung in nationales Recht fehlen jedoch Definition und konkrete Zielvorgaben für diesen sozialen oder gesellschaftlichen Mehrwert, und damit auch die Grundlage für Umsetzung und Bemessung von Maßnahmen eines solchen Mehrwerts. Insbesondere im Kontext von Geschlechterdiskriminierung und der Unterrepräsentation von Frauen in Technikbereich und in der Energiebranche ist es von zentraler Relevanz die strukturellen Ausschlussmechanismen und intersektionalen Wirkzusammenhänge zu analysieren und evidenz-basierte Indikatoren als Basis für die Schaffung eines sozialen Mehrwerts von EGs im Kontext von Digitalisierung und Rollenwandel im Energiesektor zu realisieren.

Es existieren bereits verschiedene digitale Energie(handels) Plattformen für EGs, P2P-Modelle und verwandte digitale Modelle, um (1) die technische Integration von Haushalten und Geräten zu ermöglichen, (2) die Teilnehmer:innen zu informieren und involvieren sowie (3) Endnutzer:innen sowohl als Mitglieder als auch als Investor:innen, Multiplikator:innen oder in anderen neuen Rollen zu aktivieren. Damit Energiegemeinschaften und die verfügbaren Plattformen jedoch einen gesellschaftlichen Wandel unterstützen ohne die bestehenden sozialen Ungleichheiten zu reproduzieren, ist besonderes Augenmerk auf die systemischen Aspekte bis hin zur Gestaltung dieser Plattformen und auf die Aktivierung und Ansprache von bisher nicht eingebundenen Personengruppen erforderlich.

Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Indikatorensets basierend auf der Analyse von gender- und diversitätsrelevanten Aspekten in der Entwicklung und Anwendung von digitalen Energie(handels)plattformen. Anhand des zu entwickelnden Indikatorensets soll die soziale Wirksamkeit von EGs, sowie die Beteiligungsmöglichkeiten gemessen werden. Zudem werden Handlungsempfehlungen entwickelt um Entscheidungsträger:innen, Stakeholder, Entwickler:innen und Gestalter:innen digitaler Plattformen dazu zu befähigen, strukturelle Ausschlussmechanismen und intersektionale Wirkzusammenhänge im Kontext von Digitalisierung zu adressieren.

Die empirische Analyse ausgewählter Energiehandelsplattformen dient als Grundlage für die Untersuchung von bestehenden Herausforderungen mit Fokus auf Zugänglichkeit, Diversität und Inklusion aus einer intersektionalen Perspektive. Basierend auf den analytischen und experimentellen Erkenntnissen wird das Indikatorenset entwickelt. Unter Berücksichtigung verhaltensökonomischer, soziologischer Erkenntnisse und Anwendung sozial-empirischer Methoden werden die Indikatoren sowie erste Handlungsempfehlungen entwickelt. Diese werden mit Anwendungsfällen experimentell verifiziert und iterativ verbessert. Auf Basis der analytischen und der experimentellen Erkenntnisse sowie der Iterationen im Anwendungskontext werden das Indikatorenset und Handlungsempfehlungen aufgestellt und disseminiert.

Überblick
Resilient Energy Systems
Department Industrial Engineering
FFG
von September 2024 bis Februar 2027
Dr. Jana Berg
Dr. Jana Berg

Senior Lecturer/Researcher

+43 1 333 40 77 - 2952jana.berg@technikum-wien.at