Nachlese Lunch und Lehre “Heterogene Studierende: eine Blackbox?!”

Bei Lunch und Lehre am 29. Mai 2024 drehte sich diesmal alles um heterogene Studierendengruppen. Im gut gefüllten großen Festsaal diskutierten rund 60 Lektor*innen, Erfahrungen, Tipps und Tricks für den Umgang mit besonders vielfältigen Gruppen aus unterschiedlichen Perspektiven:
  • Dorota Szwarc-Hofbauer und Andreas Teuschl-Woller (Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials) berichteteten über die Vor- und Nachteile der bewusst herbeigeführten Heterogenität in ihren Project Labs I & II.
  • Lorenz Huber (Kompetenzfeld Social Skills) berichtete über Bedarfe und Prioritäten der Erstsemestrigen – Aus Studierenden.
  • Peter Rössler präsentierte aus der Sicht einer Studiengangsleitung seine Erfahrungen im Umgang mit heterogenen Zielgruppen des Studiengangs Elektronik/Wirtschaft (BEW).
  • Stefan Mühlbacher aus dem Student Support Team des TLC stellte das Konzept der WarmUps als Möglichkeit zur Angleichung des des Vorwissens vor und sammelte Wünsche sowie Ideen für neue Formate.

>> Alle Präsentationen zum Download

International Project Lab I & II (Dorota Szwarc-Hofbauer & Andreas Teuschl-Woller)

Die Diskussionen drehten sich um die Herausforderungen bei der Sicherstellung der Erreichung der Lernergebnisse und Ideen, wie die Zielerreichung gefördert werden könnte:

  • Grundlegende Ziele, die zu einem Aufbau von fortgeschrittenem Spezialwissen führen
  • Eine abschließende „Prüfung“, die sicherstellt, dass alle die erforderlichen Grundlagen beherrschen
  • Gruppenaufgaben, die anstelle einer Note mit „Bestanden“ – „Nicht bestanden“ gewertet werden sollen
  • Drop-Outs und die richtige Gruppengröße

Bedarfe und Prioritäten der Erstsemestrigen – Aus Studierenden- und Lektor*innensicht (Lorenz Huber)

Aufbauend auf die Eingangspräsentation “Heterogene Studierende – eine Blackbox?” wurden die sich im Verlauf des Studiums ändernden Bedarfe und Wünsche der Studierenden diskutiert. Im Allgemeinen wir das Eigenstudium oftmals als Last betrachtet, das mit anderen Verpflichtungen konkurriert.

Unentschuldigtes Fehlen, also die Abwesenheit ohne ärztliche Bestätigung führt zu einer negativen Note. Die  Anwesenheitspflicht ist daher stark, besonders bei geblockten Lehrveranstaltungen mit 7 Einheiten. Die Studierenden wünschen sich Nachholmodule statt negativer Note und mehr Konsequenz bei der Durchsetzung der Regeln für unentschuldigtes und entschuldigtes Fehlen.

Ebenso wurde der Wunsch geäußert, den Prüfungsmodus innerhalb einer Lehrveranstaltung eines Studienganges gleich zu gestalten.

Die Wünsche der Lektor*innen an die Moodle Kurse wurden ebenfalls diskutiert:

  • Bewährte Moodle-Strukturen sollen von Master-Templates sichtbar gemacht werden
  • Chronologische Moodle-Kurse werden geschätzt
  • Dokumente sollen in neuem Fenster aufgehen und nicht vom Kurs weg navigieren

Heterogenität in den Studiengängen (Peter Rössler)

Studiengangsleiter Peter Rössler berichtete über unterschiedliche Arten von Heterogenität der Studierenden im Studiengang BEW. Diese betreffen sowohl das Vorwissen aufgrund verschiedener Bildungshintergründe und (nicht) vorhandener Berufserfahrungen als auch die kulturelle und sprachliche Herkunft der Studierenden.

Um diese Vielfalt in effektive Lernerfahrungen zu kanalisieren, haben sich verschiedene Lösungsansätze bewährt:

  • Vertiefungsrichtungen: Diese ermöglichen es den Studierenden, sich auf ihre individuellen Interessen zu konzentrieren.
  • Unterstützungsangebote: Tutorien und Short Tracks, insbesondere der neu eingeführte Mathe-Support, bieten niedrigschwellige Unterstützung mit minimalem administrativen Aufwand.
  • Heterogene Gruppenbildung: Projekt- und Laborgruppen werden bewusst gemischt, um Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenzubringen. Obwohl diese Praxis bei den Studierenden teilweise auf Widerstand stößt, fördert sie das Lernen voneinander.
  • Angebot unterschiedlicher Projektaufgaben: Projektaufgaben werden in verschiedenen Schwierigkeitsklassen angeboten. Studierende können entscheiden, wie viel Aufwand sie in welches Projekt investieren möchten.

Die Diskussion hat gezeigt, dass die Vielfalt der Angebote essenziell für den Erfolg der Studierenden ist. Es gilt, die gesamte Notenskala zu nutzen und die unterschiedlichen Interessen und zeitlichen Ressourcen der Studierenden zu akzeptieren. Bereits in den frühen 2000er Jahren war ein wichtiger Befund des Stadt Wien geförderten Projektes GEMIS-Gender Mainstreaming in informatiknahen Studiengängen (2007), dass einer der Hauptgründe für Drop-Outs die Wahrnehmung der exzellenten Mitstudierenden ist, deren Niveau als unerreichbar empfunden wird. Daher sollte die Motivation der Studierenden durch die Lehrenden keinesfalls  vernachlässigt werden.

Warm-Up Kursangebot der FH Technikum Wien (Stefan Mühlbacher)

Moderiert von Stefan Mühlbacher (TLC) befasste sich die Diskussionsrunde mit der Frage wie die Zielgenauigkeit der Warm-Up Kurse verbessert und das Angebot ausgeweitet werden kann.

Um sicherzustellen, dass auch diejenigen, die die Warm-Up Kurse (WU) dringend benötigen, diese Veranstaltungen besuchen, wurde vorgeschlagen, die Teilnehmer*innenlisten der WUs an die jeweilige Studiengangsleitung (SG) weiterzuleiten, damit diese einen Abgleich mit dem Studienerfolg der Studierenden vornehmen kann.Als Einwand wurde die geäußert, dass diese Praxis sich auf die Teilnehmer*innenzahlen im Folgejahren auswirken könnte. Eine Verpflichtung zur Teilnahme an den den Warm-Up Kursen ist mit rechtlichen Hürden verbunden.

Für die Ausweitung des Angebotes wurden zwei Szenarien vertiefend Diskutiert.

  • Warm-Up Kurse für höhersemestrige Studierende: Englisch oder Elektrotechnik (ET) kommen in Frage, da die meisten WUs auf das Wissen aus Vorstudien abzielen. Generell zeigt sich, dass die Selbsteinschätzung der Studierenden hinsichtlich ihrer Kenntnisse in Englisch, Mathematik usw. weit von der Realität entfernt ist.
  • Kurse zur Behebung von Defiziten bei Quereinsteiger*innen, da die Studierenden bei einem Quereinstige Inhalte aus den ersten beiden Semestern, verpassen, etwa Mechanik problematisch ist. Eine mögliche Lösung besteht in einem Angebot zwischen dem ersten und zweiten Studienjahr, was auch bereits zu spät sein dürfte, weshalb ein Kus unter dem Jahr, also in den Hersbst-, Weihnachts- oder Semesterferien angedacht wird. Eine Pilotierung blieb offen.