Doktoratskolleg mit TU Wien: FHTW-Absolvent auf dem Weg zur Forschungskarriere
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12. Mai 2021
Als einer von 20 internationalen TeilnehmerInnen absolviert Dominik Widhalm derzeit das erste gemeinsame Doktoratskolleg von FH Technikum Wien und TU Wien. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen auf dem Weg zur Dissertation.
Seit Wintersemester 2018 läuft das erste gemeinsame Doktoratskolleg von FH Technikum Wien und der Fakultät für Informatik der TU Wien. Die beiden Hochschulen ermöglichen damit eine hochwertige wissenschaftliche Ausbildung, die auch Fachhochschul-AbsolventInnen einen strukturell verankerten Zugang zum Doktorat bietet. Insgesamt 20 internationale Studierende nehmen derzeit an dem Pilotprojekt im Themenschwerpunkt Resilient Embedded Systems teil. Einer davon ist Dominik Widhalm, der an der FHTW bereits das Bachelor-Studium in Elektronik und den Master im Studiengang Embedded Systems absolviert hat. Nun arbeitet er im Rahmen des Kollegs im mittlerweile dritten Jahr an seinem Doktoratsprojekt.
Widhalm war bereits bei der ersten Gruppe an BewerberInnen dabei, die vor zweieinhalb Jahren im Zuge des Kooperationsprojekts starteten. „Ich habe mich schon an der FH für Forschungsthemen interessiert“, erzählt der Doktorand über seine Beweggründe, nach Abschluss des Masterstudiums mit einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit in Form einer Dissertation weiterzumachen. „Ich wollte aber auch wissen: Wie ist es, an einer Universität zu studieren? Und: Kann ein Fachhochschul-Absolvent dort bestehen? Gewissermaßen ist es also auch ein Selbstexperiment“, sagt Widhalm schmunzelnd.
Neue Blickwinkel
Mittlerweile sind zwei weitere Jahrgänge im Doktoratsprogramm gestartet, die Gesamtzahl von 20 Plätzen ist damit voll. Nach dem Bewerbungsverfahren absolvieren die TeilnehmerInnen zunächst eine einjährige Eingangsphase. In dieser sollen die aus der ganzen Welt stammenden Doktoranden fachlich auf dasselbe Level gebracht werden. „Ich musste u.a. die Vorlesungen zu formalen Methoden der Informatik und diskreten Mathematik belegen, welche als besonders herausfordernd gelten“, erzählt Widhalm. Rückblickend habe er von der Eingangsphase aber sehr profitiert. „Ich habe in dem Jahr auf gewisse Themen einen neuen Blick bekommen. Ich musste in der Zeit auch lernen, mit theoretischeren und abstrakteren Inhalten umzugehen, als ich es von der FH gewöhnt war.“ So habe er gelernt, dass es mitunter hilfreich sein kann, einen Schritt zurückzugehen, um den Blick aufs große Ganze nicht zu verlieren. „Auf diese Weise kann man auch neue Lösungsansätze finden.“
Ein Doktorat, zwei Hochschulen
Wissenschaftlich betreut wird Dominik Widhalm von jeweils einem Mitarbeiter der beteiligten Hochschulen (Karl Göschka für die FHTW, Wolfgang Kastner für die TU Wien). Das Doktorat absolviert er formal zwar an der TU, im Rahmen des Kollegs ist er aber an der FHTW für 30 Wochenstunden angestellt. Durch zusätzliche Lehrtätigkeit an der Fachhochschule hat er die Möglichkeit, so viel wie bei einer Vollzeitstelle zu verdienen.
Gerade im ersten Studienjahr habe er viel Kontakt mit den KollegInnen aus Ländern wie Ägypten, Kanada, Pakistan, oder dem Iran gehabt, erzählt er. Die Gruppe unterstützte sich in speziell in der Eingangsphase gegenseitig bei der Vorbereitung auf die Prüfungen und traf sich immer wieder auch im privaten Rahmen. „Das war auch interessant, um über den kulturellen Background der KollegInnen mehr zu erfahren“, erzählt Widhalm.
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Fachlicher Austausch mit internationalen Kolleg*innen
Coronabedingt arbeitet der Doktorand derzeit viel von zuhause aus an seinem Dissertationsprojekt. Einmal im Monat treffen sich die Doktoranden im Rahmen eines virtuellen Seminars, in welchen Ideen diskutiert und die Weiterentwicklung der eigenen Forschungsarbeiten präsentiert werden. Im Rahmen seines Dissertationsprojekts beschäftigt sich Widhalm mit dem Fehlerverhalten von Sensornetzwerken. Diese können beispielsweise im Agrarbereich eingesetzt werden, um Umweltdaten zu erfassen. Widhalm arbeitet im Speziellen an der Entwicklung einer Art künstlichen „Immunsystems“, das automatisiert und selbstlernend bewerten kann, ob die erfassten Daten tatsächlich korrekt sind. Im Homeoffice konnte er Equipment der FH für Tests nutzen und wurde auch sonst von seinen Betreuern bestmöglich unterstützt: „Sowohl an der TU als auch an der FH hatten bis jetzt immer alle ein offenes Ohr, wenn ich ein Anliegen hatte“. Weil er die Zeit im Homeoffice besonders intensiv nutzte, wird Widhalm sein Forschungsprojekt voraussichtlich sogar etwas früher als geplant abschließen. So bleibt ihm mehr Zeit zum Verfassen der eigentlichen Doktorarbeit und zur Vorbereitung auf sein Rigorosum.
Pilotprojekt mit Vorbildwirkung
Die Unterschiede zwischen FH und TU habe er in den vergangenen zweieinhalb Jahren jedenfalls gut kennengelernt, erzählt Widhalm: Beide hätten unterschiedliche Zielsetzungen, würden diese aber auf bestmöglichem Weg verfolgen. Die Fachhochschule sei eben eher praxisorientiert und bilde hochqualifizierte Fachkräfte für die Wirtschaft aus, die Technische Universität habe dafür einen stärkeren akademisch-theoretischen Fokus. Fest steht für ihn jedenfalls, dass er nach dem Doktoratskolleg weiterhin in der Forschung arbeiten will. Und er hofft, dass sein Abschluss auch Vorbildwirkung erzielt und damit einen Teil dazu beiträgt, FH-AbsolventInnen den Einstieg in ein Doktorat an einer Uni künftig zu erleichtern: „Denn wir können dabei genauso gut mithalten!“.