Forschungsaufenthalt in Boston: Zusammenarbeit mit großartigen Wissenschafter*innen

24. Februar 2023

Die FH Technikum-Studentin Klara Bader (Master-Studiengang Tissue Engineering and Regenerative Medicine) machte mit einem Forschungsaufenthalt in Boston spannende Erfahrungen in den USA. Sie verbrachte einige Monate an der Harvard Medical School und konnte im Rahmen von “Marshall Plan Scholarship” an ihrer Thesis arbeiten.

Klara Bader (Master-Studiengang Tissue Engineering and Regenerative Medicine) machte mit einem Forschungsaufenthalt in Boston spannende Erfahrungen in den USA. Sie verbrachte einige Monate an der Harvard Medical School und konnte im Rahmen von Marshall Plan Scholarship an folgender Thesis arbeiten: “Application of a novel leukapheresis-based microfluidic CTC isolation technology to study neuroendocrine transdifferentiation in prostate cancer”.


Wir stellten ihr in einem Interview einige Fragen dazu.

Wie hast Du Deinen Praktikumsplatz gefunden?

Ich war speziell auf der Suche nach einer Praktikumsstelle in Boston, da die Stadt ein “Forschungsmekka” ist. Speziell interessiere ich mich für den Bereich der Präzisionsonkologie und habe bereits in diesem Bereich gearbeitet. Das Labor habe ich auf der Homepage des Massachusetts General Hospital gefunden, wo alle Labore des Krebszentrums kurz beschrieben sind.

Dem Leiter des Labors habe ich sieben Monate vor Beginn meines Praktikums eine E-Mail geschrieben. Meine erste E-Mail wurde nie beantwortet, also schickte ich meine Bewerbung 3-4 Wochen später ein zweites Mal. Diesmal hat er mir sofort geantwortet und gesagt, dass er froh ist, dass ich die E-Mail erneut gesendet habe, da die erste nicht angekommen ist. Mein PI und ich hatten in der nächsten Woche ein Videogespräch, in dem wir besprachen, wie lange ich bleiben wolle, welches Thema ich möglicherweise bearbeiten soll und wie ich meinen Aufenthalt finanzieren könnte.

Grundsätzlich würde ich sehr empfehlen, sich bei einem Labor zu bewerben, dessen Forschungsarbeit wirklich interessant ist. Die Einrichtungen haben gute Websites, auf denen man viele Informationen findet.

Welche Vorkehrungen hast Du vor dem Austausch getroffen?

Ich wurde von meinem Betreuer und von meinem PI empfangen. Die Verantwortlichen waren sehr freundlich und begrüßten mich, zeigten mir das Labor und stellten mich vielen Leuten vor. Die ersten Tage habe ich mit anderen Labor-Mitgliedern verbracht, die mich in verschiedene Instrumente und Labor-Geräte eingewiesen haben.

Im ersten Monat gab es eine Online-Begrüßungsveranstaltung (internationale Orientierung) für internationale Mitarbeiter*innen. Dort erhielten wir nützliche Informationen (einschließlich einer Präsentation) über das Leben in Massachusetts. (rechtliche Informationen, Dokumente, die wir ausfüllen/vorlegen müssen, Vermeidung von Wohnungsbetrug, Verlängerung des Visums, Krankenversicherung, usw.)

Außerdem gab es monatliche Treffen für MGH-Absolvent*innen in einer örtlichen Brauerei.

Wie war die Unterkunft?

Ich wohnte in einem sehr alten Haus, in dem die Stromversorgung nicht gut war. Im Sommer, wenn 3-4 Klimaanlagen liefen, hatten wir große Probleme beim Auslösen der Sicherungen. Unser Vermieter war nicht sehr hilfsbereit, uns bei der Behebung des Problems zu unterstützen. Wir waren jedoch zum Glück in der Lage, es selbst zu reparieren.

Die größte Herausforderung war sicher das Zusammenleben mit drei Burschen, die nicht sehr sauber wohnten. Ich habe versucht, mit ihnen zu reden, aber es hat nicht wirklich geholfen. Wenn möglich, sollte man deshalb vor der Unterzeichnung des Mietvertrags herausfinden, wer die Mitbewohner*innen sind, und mit ihnen besprechen, wie wichtig Sauberkeit im Wohnbereich ist.

Meine Wohnung lag etwa eine Stunde von meinem Arbeitsplatz entfernt. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, so nah wie möglich am Arbeitsplatz zu wohnen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht so pünktlich und schnell wie in Wien, so dass man für eine kurze Strecke auch sehr lange braucht. In der wärmeren Jahreszeit habe ich mir ein Fahrrad gekauft und bin mit dem Rad zur Arbeit gefahren.

Wie würdest Du das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Du während Deines Auslandsaufenthalts erlebt hast?

Ich machte die Erfahrung, dass Menschen in den USA sind sehr offen sind. Wenn sie hören / sehen, dass man Ausländer ist, sind sie sofort bereit, einem zu helfen. Es ist sehr einfach, mit ihnen zu sprechen, und sie scheuen sich im Allgemeinen nicht vor Gesprächen mit Fremden. In Wien ist es wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass man in Aufzug / Zug / oder Kaffeehaus mit Fremden spricht. In den USA ist dies ein ganz normales Verhalten und man sollte darauf gefasst sein, dass viele Amerikaner schnell ein Gespräch mit Fremden beginnen.

Die Leute an meinem Praktikumsplatz waren sehr nett und haben mich unter anderem eingeladen, mit ihnen Fußball zu spielen. Von da an habe ich jede Woche mit ihnen gespielt, was sehr viel Spaß gemacht hat. Sportplätze und Sportinfrastrukturen sind oft kostenlos und man muss nicht extra dafür bezahlen, um z. B. einen Fußballplatz zu benutzen.

Wie würdest Du das Praktikum beschreiben?

Zu Beginn ist es sehr wichtig, sich ein Bild davon zu machen, was man erreichen will, und man sollte einen Zeitplan aufstellen, in dem man Meilensteine definiert. Regelmäßige Treffen mit der / dem Betreuer*in sollten eingeplant und dabei Fragen besprochen werden.

Ich habe sehr selbstständig gearbeitet und meine Experimente eigenständig geplant. Die Selbstständigkeit gab mir große Flexibilität, so dass ich praktisch kommen und gehen konnte, wann ich wollte. Es lag in meiner Verantwortung, die Arbeit zu beenden. Die Infrastruktur und die Instrumente am MGH waren sehr gut und auf dem neuesten Stand der Technik.

Mein PI und mein Betreuer waren fast immer für meine Fragen erreichbar. Wenn sie nicht da waren, konnte ich sie immer per E-Mail erreichen, und sie gaben mir immer gute Ratschläge. Ich bekam die Rückmeldung, dass sie meine Problemlösungsfähigkeiten und meine Art, Probleme im Voraus anzugehen, sehr schätzten.

Welche neuen Fähigkeiten und Eigenschaften hast Du erworben?

Ich habe auf jeden Fall meine englischen Sprachkenntnisse verbessert. Meiner Meinung nach waren meine Fähigkeiten im wissenschaftlichen Schreiben bereits gut, da ich während meines gesamten Masterstudiums viel schreiben musste.

Und jeden Tag neue Leute zu treffen und mit ihnen zu sprechen, brachte mich definitiv aus meiner Komfortzone heraus. Das hat meine Offenheit und meine sozialen Fähigkeiten verbessert.

Im beruflichen Bereich habe ich unglaublich viel gelernt, mein Betreuer hat mich etwa in vollkommen neue Methoden im Labor eingeführt.

Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Österreich und USA konntest du erleben?

Die USA sind im Vergleich zu Österreich ein deutlich vielfältigeres Land. Die Bevölkerung ist viel heterogener, und es leben sehr viele verschiedene Ethnien und Menschen hier. Es ist sehr interessant und erweitert den Horizont, wenn man Menschen kennenlernt, die ganz anders sind als man selbst.

Wenn Du zurückblickst, was war die größte Herausforderung bei der Vorbereitung oder während Deines Auslandsaufenthalts?

Die größte Herausforderung war sicher das Zusammenleben mit den drei Burschen, die nicht sehr sauber lebten und sich in meiner Wohnung nicht “zu Hause” fühlten. Ich konnte mein Zimmer zwar etwas angenehmer gestalten, aber insgesamt war meine Wohnsituation im Vergleich zu Wien deutlich schlechter. In Wien zu leben ist ein Privileg, da die Häuser und Wohnungen meist in einem sehr guten Zustand sind und sehr gut gepflegt werden.

Was war Deine positivste Erfahrung während des Auslandsaufenthalts?

So viele großartige Wissenschafter*innen zu treffen und eine Menge zu lernen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich meinen Forschungsaufenthalt in Boston machen durfte. Es war eine großartige Erfahrung, im Ausland in den USA zu leben. Ich habe das Selbstvertrauen bekommen, dass ich alles aus eigener Kraft schaffen kann, wenn ich es mir nur vornehme. Und es war ein cooles Abenteuer, mehrmals nach New York City zu reisen. Diese Stadt ist unglaublich spannend und hat sehr viel zu bieten.