Innovatives Löschmittel: Mit Flocken gegen Magnesiumbrände

Brandversuch

25. Oktober 2022

Mit ihren Abschlussarbeiten im Bachelor Internationales Wirtschaftsingenieurwesen gewannen Bernhard Brandstätter und Semir Cosic den dritten Platz beim KFV-Forschungspreis.

Magnesiumbrände sind nur schwer zu löschen und in der Brandbekämpfung gefürchtet. Brennendes Magnesium erreicht Temperaturen von bis zu 3000 ° C und ist enorm reaktionsfreudig. Beim Löschen kann daher normalerweise kein Wasser verwendet werden, weil dies eine Knallgasexplosion auslösen würde. Feuerwehrleute setzen beim Löschen von derartigen Bränden deshalb spezielle Abdecksalze oder trockenen Sand ein. Diese Mittel können jedoch nur aus unmittelbarer Nähe aufgebracht werden, weshalb dieses Vorgehen meist nur bei kleineren Bränden infrage kommt.

Das Start-up Hagauer & Matlschweiger OG hat 2019 ein innovatives Löschmittel entwickelt, mit dem sich Magnesiumbrände rascher und sicherer unter Kontrolle bringen lassen. Für ihre Abschlussarbeiten im Bachelor Internationales Wirtschaftsingenieurwesen arbeiteten Bernhard Brandstätter und Semir Cosic mit dem Unternehmen zusammen und befassten sich mit der Frage, wie sich das Verfahren weiter verbessern lässt. Ihre Arbeiten gewannen nun beim KFV-Forschungspreis, bei dem das Kuratorium für Verkehrssicherheit innovative Projekte zur Unfall- und Schadensvermeidung auszeichnet, den dritten Platz.

Magnesiumbrand Löschtest

Brennendes Magnesium erreicht Temperaturen von bis zu 3000 ° C und ist enorm reaktionsfreudig. Beim Löschen kann daher normalerweise kein Wasser verwendet werden.

Magnesiumbrand Löschtest

Im Brandfall wird das Löschmittel mit einem Schlauch aus einigen Metern Entfernung aufgebracht und legt sich über die Metallschmelze.

Magnesiumbrand gelöscht

Die Flockenschicht beginnt von unten zu verkohlen und bildet schließlich eine Kruste. Auf diese Weise wird der Brand allmählich erstickt und die Hitze entzogen.

Optimierung des Löschmittels

Das vom steirischen Unternehmen entwickelte Löschmittel besteht aus organischen Zelluloseflocken, Phosphaten und einem Intumeszenzmittel, welches das Löschsystem aufbläht und eine isolierende Schutzschicht bildet. Semir Cosic beschäftigte sich in seiner Bachelorarbeit mit der Entwicklung des Intumeszenzmittels. Bernhard Brandstätter wiederum fokussierte sich auf die Optimierung der Flocken für das Löschsystem. Dazu testete er unterschiedliche Flockengrößen und experimentierte mit verschiedenen Zusatzstoffen bis hin zu Großbrandversuchen und Anwendungsszenarien der gesamten Mischung.

Im Brandfall wird das Löschmittel mit einem Schlauch aus einigen Metern Entfernung aufgebracht und legt sich über die Metallschmelze. „Diese Schicht kann anschließend sogar mit einem Wassersprühnebel gekühlt werden, ohne eine Knallgasexplosion hervorzurufen. Der Sprühnebel entzieht dem Brandherd die Hitze, die Flockenschicht beginnt von unten zu verkohlen und bildet schließlich eine Kruste“, erklärt Brandstätter. Auf diese Weise wird der Brand allmählich erstickt und die Hitze entzogen. „Das System hat auch den Vorteil, dass die Flockenmischung die Umwelt kaum beeinträchtigt“, sagt der Student.

Für ihre Bachelorarbeiten testeten die beiden Studenten das Mittel in mehreren Versuchsreihen und führten unter anderem auch Großbrandversuche in einem Schotterwerk durch. Zusätzlich verglichen sie die Mischung mit sechs anderen Mitteln und konnten nachweisen, dass ihre Weiterentwicklung die besten Ergebnisse erzielt.

Vorteile für die Löschpraxis

Das neuartige Verfahren ermöglicht es nun, auch größere Magnesiumbrände in kurzer Zeit unter Kontrolle zu bringen und birgt dabei weniger Gefahrenpotenzial für Feuerwehrleute als die bisher übliche Löschpraxis.

Im Rahmen des Start-ups wurde für den Praxiseinsatz mittlerweile ein mobiler und autarker Anhänger entwickelt, der neben einem Aggregat für die autarke Stromversorgung und dem Fördergerät auch ein Lager und eine Zufuhr für die Zelluloseflocken enthält. Auf diese Weise sollen Feuerwehrleute die neue Technologie noch unkomplizierter und sicherer am Brandort einsetzen können.

Semir Cosic und Bernhard Brandstätter

Semir Cosic und Bernhard Brandstätter