Innovatives Verfahren zur Altlastensanierung mit FHTW-Beteiligung

27. April 2021
Ein Team der FH Technikum Wien arbeitet derzeit im Rahmen eines Forschungsprojekts an einem neuen Verfahren mit, das eine schnellere und günstigere Sanierung von Mineralöl-verunreinigten Böden ermöglichen soll. Am 31. Mai findet dazu eine Fachtagung statt.
Die Sanierung von sogenannten Altlasten ist nicht nur aufwändig, sondern auch teuer. Oft werden mit Schadstoffen verunreinigte Böden ausgehoben, abtransportiert und verbrannt – doch selbst diese Methode ist arbeits- und kostenintensiv. Ein Team des Forschungsschwerpunkts Material Science & Mechanical Systems der FH Technikum Wien entwickelt derzeit im Rahmen des von der Kommunalkredit Public Consulting (KPC) geförderten Forschungsprojekts „Aufreinigungskaskade“ eine Alternative dazu: Mit einem neuen Verfahren will man Mineralölverunreinigungen durch den Einsatz von Pflanzenöl-Emulsionen und Vliesen aus dem Boden beseitigen. Die innovative Methode soll die Sanierung vor Ort („in situ“) auf weit schnellere und weniger kostspielige Weise ermöglichen.
Neben Wissenschaftlern des Technikum Wien sind auch ein Team der Universität für Bodenkultur (Boku) sowie drei Unternehmen an dem Projekt beteiligt. Die Firma BZA ist ein Hersteller von Vliesstoffen, die für das neue Verfahren notwendig sind, dazu kommen noch die Umwelttechnikfirmen Ensowa und Spintec.



Pflanzenöl vs. Mineralöl
Die FHTW-Forscher erproben die neue Verfahrenskombination derzeit im Labor anhand von kontaminiertem Bodenmaterial aus der ehemaligen Petroleumfabrik Drösing (NÖ). „Wir vermischen dazu Pflanzenöl und Wasser zu einer Emulsion, die im Boden versickert. Die Idee dahinter ist, dass das Pflanzenöl das Mineralöl bindet, dieses Gemisch sinkt ins Grundwasser ab und kann dann von dort abgepumpt werden“, erklärt Maximilian Lackner, Leiter der Master-Studiengänge Innovations- und Technologiemanagement sowie Internationales Wirtschaftsingenieurwesen der FHTW. Das abgepumpte Ölgemisch kann anschließend mithilfe von speziellen Vliesen wieder getrennt werden. In einer zweiten Variante hat das Projektteam auch die Einsatzmöglichkeiten von Biodiesel statt Pflanzenöl getestet. Dieser ist zwar etwas zähflüssiger als das verwendete Rapsöl, eignet sich aber ebenfalls für das Verfahren.
Im nächsten Schritt in dieser Reinigungs-Abfolge („Kaskade“) werden schließlich die noch im Untergrund verbliebenen Schadstoffe mittels Enzymen abgebaut. Mit diesem Vorgang befasst sich im Rahmen des Projekts das Team von der Universität für Bodenkultur.
Fachtagung Ende Mai, Feldversuche im Sommer
Das Verfahren wurde im Rahmen eines Vorgängerprojekts ursprünglich für den Einsatz bei PAK-Schadstoffen (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) entwickelt und wird im neuen Projekt nun auf die Anwendung bei Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW) hin umgelegt und erprobt. „Die bisherigen Versuche waren sehr vielversprechend“, berichtet Lackner. Im Rahmen einer Fachtagung am 31. Mai – die Veranstaltung findet als Hybridevent online sowie mit begrenzter Teilnehmerzahl in Drösing statt – werden die aktuellen Forschungsergebnisse mit Experten, Sachverständigen und Vertretern von Behörden aus dem Bereich Altlasten diskutiert. Über den Sommer wird die neue Verfahrenskombination dann in Feldversuchen am Standort der ehemaligen Petroleumfabrik Drösing getestet. Das Projektende samt abschließenden Workshop ist für Ende August geplant.