Kritischer Blick gefragt: Vier Tipps, wie man grafische Daten-Tricks erkennt
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19. April 2021
Visuelle Darstellungen von Zahlen und Daten sind medial omnipräsent – und manchmal auch bewusst irreführend. FHTW-Lektor Matthias Scherer erläutert, wie man Daten und Graphen richtig liest.
Diagramme und andere grafisch aufbereitete Daten begegnen uns im Alltag auf Schritt und Tritt. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind visuelle Darstellungen aktueller Fallzahlen und Entwicklungen medial omnipräsent. Aber auch sonst spielen solche Grafiken in vielen Bereichen eine wichtige Rolle – sei es zur Erläuterung von Wahlresultaten oder Umfragen, sei es zur Darstellung von Statistiken oder Forschungsergebnissen.
Dabei sind solche Visualisierungen nicht immer gleich auf den ersten Blick verständlich und die Aussage klar ersichtlich – und manchmal werden damit bewusst Botschaften verzerrt dargestellt. Umso wichtiger ist es, derartige Diagramme, Graphen und Analysen richtig zu interpretieren. Matthias Scherer, Datenexperte und Hochschullektor an der FH Technikum Wien, hat dazu ein paar Tipps parat, wie man Daten-Tricks erkennen kann.
Scherer ist an der FHTW Experte im Bereich Rehabilitationstechnik mit dem Schwerpunkt Bewegungsanalyse, Prothetik und Biomechanik. In seiner Doktorarbeit hat er sich intensiv mit Algorithmen, statistischen Auswertungen und Datenanalysen befasst. „Wenn man Daten und Aussagen interpretieren möchte, sollte man sich immer diese vier Fragen stellen. Erstens: Wer sagt etwas und woher weiß diese Person das? Zweitens: Woher stammen die Daten und was fehlt? Drittens: Hat jemand den Zusammenhang oder die Thematik geändert? Und viertens: Macht es Sinn?“, erläutert Scherer.
Er ist überzeugt: „Daten und Graphen richtig zu lesen ist eine Kunst, die man erlernen kann. Das wichtigste ist immer kritisch zu hinterfragen, was eine Person aussagen möchte und warum die Daten so dargestellt sind, wie sie dargestellt sind.“
Scherer illustriert diese Aussage anhand eines kurzen fiktiven Beispiels. In zwei Balkendiagrammen ist der Anteil an Kaffeetrinker*innen unter Studierenden und MitarbeiterInnen in Prozent dargestellt.
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Links und rechts sind dieselben Daten abgebildet. Allerdings erscheint der Unterschied in der linken Darstellung größer, denn hier wurde mit der Achse getrickst, während rechts die Daten korrekt (beginnend bei 0%) dargestellt sind.
Solche und weitere Tricks werden oftmals eingesetzt, um Unterschiede größer wirken zu lassen als sie tatsächlich sind.
Scherers Ratschlag: „Bleiben Sie kritisch und wählen Sie Ihre Informationsquellen sorgsam aus!“
Quellenangabe: Grafiken angelehnt an „How Charts Lie“ – Alberto Cairo (2019)