Mini-Aufgaben: Kleine Interventionen, die zum Denken anregen
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15. September 2022
Martin Lehner, Didaktikexperte und Leiter des Departments Entrepreneurship & Communications widmet sich in einer neuen Publikation der Frage, wie Mini-Aufgaben im Unterricht und in der Lehre Denkprozesse anregen und die Neugier wecken können. Am 17. Oktober findet die Buchpräsentation an der FH Technikum Wien statt.
Wie kann man bei Schüler*innen und Studierenden die Neugier wecken und sie dazu anregen, sich aktiv mit Lerninhalten auseinanderzusetzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Martin Lehner in seinem neuen Buch „Mini-Aufgaben“, das am 17. Oktober um 18 Uhr an der FH Technikum Wien präsentiert wird.
Lehner ist Leiter des Departments Entrepreneurship & Communications und hat als Didaktikexperte in den vergangenen Jahren zahlreiche Publikationen veröffentlicht, die sich mit Methoden der Lehre und der Wissensvermittlung befassen. In seinen Büchern „Didaktische Reduktion“ und „Viel Stoff – wenig Zeit: Wege aus der Vollständigkeitsfalle“ widmete sich Lehner etwa Lösungsansätzen für die Stoffmengenproblematik, dem Umstand also, dass Lehrenden trotz umfangreicher Lehrpläne und wachsender Komplexität der Inhalte immer weniger Zeit für die Lernprozesse zur Verfügung steht. Auch sein neuestes Werk dreht sich wieder um eine zentrale didaktische Frage: Wie lassen sich möglichst viele Lernende in einer eher kurzen Zeit sinnvoll aktivieren?
Verständnisorientierte Fragestellungen
„Stellen Lehrende sogenannte Quizfragen, wird darin häufig Faktenwissen abgefragt. Gute Mini-Aufgaben sind aber vor allem verständnisorientiert“, erklärt Martin Lehner und hat dafür ein Beispiel parat: In einer ersten Frage gilt es zu beantworten, was mit einer Metallplatte passiert, die sich erwärmt. Dehnt sie sich aus, wird sie kleiner, oder bleibt sie gleich groß? Diese Frage werden die meisten Personen vermutlich richtig mit der ersten Möglichkeit beantworten. Etwas komplexer ist der zweite Teil der Aufgabe, in der eine Metallplatte mit Loch in der Mitte erwärmt wird. Was passiert nun mit dem Loch? Wird dieses größer, kleiner, oder bleibt gleich? Die richtige Antwort findet nur, wer den Sachverhalt auch verstanden hat. Die Auflösung gibt es am Ende dieses Texts.
Gedanklich in Schwung bringen
Derartige Aufgaben zielen darauf ab, Schüler*innen und Studierende zu einer aktiven Auseinandersetzung mit Lerninhalten anzuregen und sie gedanklich in Schwung zu bringen: „Über diese ‚kognitive Aktivierung‘ lassen sich Personen auch in anspruchsvollere Lernhandlungen hineinbringen“, sagt Lehner. Zusätzlich bieten solche Aufgabenstellungen die Möglichkeit, eine gesamte Klasse statt nur Einzelpersonen in eine Diskussion über eine Problemstellung einzubinden. Insbesondere über Softwaretools wie Mentimeter oder Microsoft Forms könne man Mini-Aufgaben außerdem gut im Onlineunterricht einbauen und Schüler*innen oder Studierende beispielsweise dazu auffordern, über ihre Lösungsvorschläge mit den Kolleg*innen weiterzudiskutieren.
In seinem Buch präsentiert Lehner knapp 100 Beispiele unterschiedlichster Art und aus verschiedenen Disziplinen – von Mathematik über Sprachen und Technik bis hin zu Naturwissenschaften. „Mini-Aufgaben gibt es in sehr vielfältigen Formaten. Dabei geht es darum, welche Fragen einen zum Nachdenken bringen – das müssen nicht immer schwierige Fragestellungen sein.“
Anleitung für eigene Mini-Aufgaben
In den verschiedenen Abschnitten des Buchs erläutert der Didaktikfachmann die Grundlagen, gibt eine allgemeine Anleitung dazu, wie man selbst neue Mini-Aufgaben erstellen kann und wie sich damit im Unterricht Aufmerksamkeit erzeugen lässt. „Mini-Aufgaben zu erstellen ist durchaus anspruchsvoll. Man kann sie als kleine Interventionen, gleichsam wie kleine Goldkörnchen, gut in den Unterricht und die Lehre einbringen. Und wenn es gelingt, können dadurch auch Staunen und Neugier entstehen“, sagt Martin Lehner.
Die Antwort auf die Mini-Aufgabe weiter oben im Text lautet übrigens: Mit dem Ausdehnen der Metallplatte wird auch das Loch in der Mitte größer.
Buchpräsentation: 17. Oktober 2022, 18 Uhr, HS A1.05, FH Technikum Wien
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