MINT-Nachwuchsförderung: Erfolgreiche Kooperation von FHTW und Hertha Firnberg Schulen
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18. Juni 2021
Seit zehn Jahren arbeitet die FH Technikum Wien mit den Hertha Firnberg Schulen im Ausbildungszweig Kommunikations- und Mediendesign zusammen: Die Kooperation soll das Interesse an einer Hochschulausbildung im MINT-Bereich fördern und Hürden zum Studieneinstieg abbauen.
Jugendliche, die einen Tag in der Woche an einer Fachhochschule unterrichtet werden – für SchülerInnen der Hertha Firnberg Schulen (HFS) im 22. Bezirk in Wien ist das möglich. Seit zehn Jahren arbeitet die Höhere Lehranstalt für Tourismus und Wirtschaftliche Berufe im Ausbildungszweig Kommunikation und Mediendesgin (KoMd) eng mit der FH Technikum Wien zusammen. Die SchülerInnen der „Science Klasse“ erhalten dabei nicht nur einmal in der Woche ihren Unterricht in den Räumen der FH, Lektoren der Fachhochschule unterrichten außerdem in den ersten bis fünften Klassen der HFS naturwissenschaftliche Fächer, die Jugendlichen können ihr Pflichtpraktikum an der Fachhochschule absolvieren und auch bei der Erstellung der Themen für die Diplomarbeiten der Abschlussklassen kooperieren die Bildungseinrichtungen.
FHTW-Rektor Fritz Schmöllebeck und seine designierte Nachfolgerin Sylvia Geyer statteten der Schule kürzlich einen Besuch ab, um anlässlich von zehn Jahren erfolgreicher Kooperation auf Erfolge zurückzublicken und die weitere gemeinsame Zukunft unter neuer Rektoratsführung zu besiegeln.
Hürden abbauen, Synergien nutzen
Gestartet wurde die Kooperation im Wintersemester 2010 in Form eines schulautonomen Schwerpunkts. „Die Idee dahinter war, die Hürden zwischen Sekundarstufe und tertiärem Bildungssektor zu senken. Dabei wurde bewusst ein Schulmodell gewählt, das in seiner Ausrichtung sonst wenig Konnex zu Naturwissenschaften hat“, erzählt Gerd Krizek, der heute die Zusammenarbeit von FH-Seite koordiniert und am Technikum Wien Leiter des Departments Applied Mathematics and Physics ist.
Aus dem schulautonomen Schwerpunkt „Computer Science Management“ wurde mittlerweile die KoMd-Regelklasse. Die Kooperation ist auch im MINT-Schwerpunkt der Initiative Wissenstransferzentrum Ost verankert, in der sich Hochschulen für die Nachwuchsförderung in Bereichen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik engagieren. Durch die langjährige Zusammenarbeit zwischen Schule und Hochschule nutzen die beiden Institutionen inzwischen auch in anderen Bereichen Synergien: „Bei allen Projekten der Fachhochschule, bei denen es eine Schulanbindung braucht, helfen uns die guten Kontakte. Wir gehen da gemeinsam mittlerweile durch dick und dünn. Durch die Zusammenarbeit haben sich auch sonst schon viele kleinere Initiativen ergeben“, erzählt Krizek.
Von den HFS an die FHTW
Die Kooperation trägt außerdem dazu bei, dass sich alljährlich HFS-AbsolventInnen für ein Studium an der FHTW entscheiden. So war es etwa auch bei Maximilian Zulli, der im vierten Semester Bachelor Informatik studiert und sich direkt nach der Matura erfolgreich an der Fachhochschule bewarb. Zulli besuchte ursprünglich den Wirtschaftszweig der Hertha Firnberg Schulen, wechselte dann aber in die Science-Klasse, die besser zu seinen Interessen passte: „Ich habe mich immer schon dafür interessiert, wie Computer funktionieren oder wie man selber einen PC bauen kann“, erzählt er. Für ihn wurde dann rasch klar, dass er später am Technikum Wien studieren wollte: „Dabei wusste ich gar nicht, was eine Fachhochschule ist, bevor ich in die KoMd-Klasse kam“, erzählt der Student. Der umfassende Informatik-Unterricht an den HFS habe ihn perfekt auf sein Studium am Technikum Wien vorbereitet, auch sonst habe ihm der Umstieg keine Probleme bereitet, erzählt er. Als anspruchsvoll geltende Fächer wie Mathematik würden an der Fachhochschule Schritt für Schritt aufbauend und sehr praxisorientiert gelehrt, berichtet Zulli: „Derzeit beschäftigen wir uns beispielsweise mit Kryptografie.“
Der Umstieg von der Schule in den Hochschulbereich sei ansonsten tatsächlich mitunter ein kleiner „Kulturschock“, sagt Gerd Krizek und meint den Begriff durchaus im positiven Sinn. Im FH-Betrieb werde manches eben etwas freier gehandhabt als in der Sekundarstufe der Schule – was die Schüler auch bei ihrem wöchentlichen FH-Tag merken.
Die Kooperation soll nicht zuletzt auch dazu beitragen, Hürden für den Umstieg abzubauen. „Wir sehen das auch als Orientierungshilfe für die Entscheidung, was nach der Schule kommt“, erklärt Krizek. „Wir beraten die SchülerInnen hier aber ganz transparent und offen.“ Für manche passe eben das Fachhochschul-Modell besser, für andere eine Universität. Krizek ist jedenfalls vom Vorbildcharakter der Kooperation zwischen Technikum Wien und Hertha Firnberg Schulen überzeugt: „Das Konzept hat ganz sicher Transferpotenzial und ist etwas, das auch an andere Hochschulen angepasst werden könnte.“ Die Direktorin der Hertha Firnberg Schulen, Maria Ettl, formulierte im Rahmen einer Diskussionsrunde an der TU Wien anlässlich des International Girls in ICT Day kürzlich einen dazu passenden Wunsch, der ebenfalls auf ein solches Transferpotenzial verweist: „Meine Vision wäre, dass jede Schule – je früher, desto besser, und unabhängig vom Schultyp – eine MINT-Klasse eröffnen darf, wenn sie das will.“