Potential von Quantencomputern: Welche Fähigkeiten brauchen Ingenieur*innen?

15. September 2023

Expert*innen aus der Industrie sprachen an der FH Technikum Wien über aktuelle Entwicklungen der Quantentechnologie.

Vergangenen Montag wurde bei dem unter der Serie „Start me up Monday“ abgehaltenen Event mit Expert*innen aus der Industrie zum Thema „Training Quantum Engineers“ darüber diskutiert, wie bereits jetzt Quantenkryptographie zum Schutz sensibler Daten eingesetzt werden kann und welches Potential Quantencomputer allgemein haben.

Mit der Entwicklung von Quantentechnologien eröffnet sich ein neues Berufsfeld. An diesem Abend wurde der hierbei entstehende Arbeitsmarkt analysiert und über benötigte Fähigkeiten von Ingenieur*innen gesprochen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Günter Essl (Berufsfeldforschung, FH Technikum Wien).

Quantum Engineering: Neuer Master-Studiengang an der FH Technikum

Gleich in seinen einleitenden Worten verwies Alexander Mense (Fakultätsleiter Computer Science, FH Technikum) darauf, dass sich die FH Technikum Wien, (vor allem durch die Personen Gerd Krizek und Lukas Mairhofer) bereits sehr ausführlich mit dem Thema. Demnächst gibt es die ersten Informationen zum Master-Studiengang Quantum Engineering, der im Herbst 2024 starten soll.

Gerd Krizek (Departmend-Leiter Applied Mathematics and Physics) sprach darüber, dass Wien bis vor kurzem nicht als Hotspot für Quantentechnologie bekannt war. Unter anderem durch den Nobelpreis von Anton Zeilinger, der die Quantenteleportation nachwies, und das Engagement einiger Universitäten und Firmen habe sich das bereits grundlegend geändert. In Wien sei in den letzten Jahren ein Ökosystem im Umfeld der Quantentechnologie entstanden. Krizek erzählte auch einige Details zum an der FH Technikum geplanten Master-Studiengang im Bereich Quanten, das mit Quantum Communications, Quantum Computing und Coherent Systems drei Vertiefungsmöglichkeiten anbieten soll.

Schaffung einer Industrie rund um Quanten Computing

Danach gab David Alber (IBM, Quantum Ambassador) einen groben Überblick über den aktuellen wissenschaftlichen Stand von Quanten Computing und deren aktuelle Probleme. IBM wolle die Schaffung einer Industrie rund um Quantentechnologie vorantreiben und dazu möglichst viele Partner ins Boot holen, die sehr offen miteinander zusammenarbeiten, etwa im Bereich Open Source Software.

Laut Jürgen Schiefer (Raiffeisen Bank International AG, Retail Innovations) bewegen wir uns bei der Quantentechnologie bereits weg vom Labor, hin zu „wirklichen“ Problemen, die relevant für ein mögliches Business rund um Quantum Computing sind. Warum sich Raiffeisen überhaupt für Quanten interessiert, erklärte er so: „Wir müssen auch in Zukunft für die Datensicherheit unserer Kunden sorgen. Wenn Codes mit Quanten Computing gebrochen werden können, dann muss dies auch mit Quanten Computing verhindert werden. Auch Online Banking muss quantum ready sein. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen auch wir als Bank modernste Technologien nutzen, um den Anschluss nicht zu verlieren.“

Quantentechnologie: Neben Physiker*innen auch Software-Entwickler*innen benötigt

Über die Tatsache, dass es an der FH Technikum Wien bald einen eigenen Studiengang für Quantum Computing gibt, freute sich Martin Bohmann (qtlabs) ganz besonders. Aus seiner Sicht brauche man in der Industrie im Bereichen Quantentechnologie viele verschiedene technische Fähigkeiten: Neben Physiker*innen und Mathematiker*innen etwa auch Software-Entwickler*innen und Elektro-Ingenieur*innen.

Eine ganz anderen Blickwinkel zu dem Thema beleuchtete Nika Mizerski (techstory.at, TBC). Das generell hohe Interesse an einer neuen Technologie bringe noch keinen Umsatz. Man brauche auch Partner, unterschiedliche Ökosysteme und vor allem auch eine gute Story, die erklärt, warum man unbedingt schon jetzt in diesem wachsenden Industriesystem dabei sein sollte. Laut Mizerski stand man vor etwa 5-8 Jahren mit VR und AR auch erst am Anfang. Seither entwickelte sich in diesem Bereich bereits eine milliardenschwere Industrie. Firmen, die sehr früh begannen, gute Stories zu erzählen und den Markt für sich zu nutzen, haben jetzt einen großen Vorteil. Ähnlich werde es auch im Bereich Quantentechnologie sein.

Für Christoph Henrichs (Technikum Wien Academy) ist Quantentechnologie längst nicht mehr Science Fiction. Schneller als man denkt werde diese Technologie viele verschiedene Branchen, wie etwa Banken, Handel, Technologie und Logistik sehr nachhaltig verändern. Schon jetzt sollte man hier am Puls der Zeit sein und auch mitsprechen und Firmenpartnern erklären können, worum es bei diesem Thema konkret geht.

Zu diesem Zweck bietet die Technikum Wien Academy ein Praxisseminar zum Thema „Quantentechnologie – Get Quantum Ready“ an.

Weiterführende Links:

Quantentechnologie: Summer School mit 100 Teilnehmenden und starkem Netzwerk

Praxisseminar an der Technikum Wien Academy: „Quantentechnologie – Get Quantum Ready“

Am Gruppenbild: (von links nach rechts) David Alber (IBM, Quantum Ambassador), Nika Mizerski (techstory.at, TBC), Martin Bohmann (qtlabs), Günter Essl (Berufsfeldforschung, FH Technikum Wien), Gerd Krizek (Department-Leiter Applied Mathematics and Physics, FH Technikum Wien), Rafael Rasinger (Innovation, Scaleups & Networks, FH Technikum Wien) und Jürgen Schiefer (Raiffeisen Bank International AG, Retail Innovations).