Sonnenstrom auf allen Wegen: FHTW-Bachelorarbeiten als Basis für ersten Solarparkplatz Österreichs
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28. Januar 2022
In Teesdorf in Niederösterreich fand kürzlich der Spatenstich für den ersten solaren Parkplatz Österreichs statt. Ausgangspunkt für das Projekt sind zwei Bachelorarbeiten des Studiengangs Erneuerbare Energien der FH Technikum Wien.
In der Gemeinde Teesdorf in Niederösterreich wird seit Ende Dezember ein Solarparkplatz gebaut. Die Photovoltaik-Elemente für die Stromerzeugung sind dabei in die Parkflächen eingelassen – ein Konzept, das in dieser Form erstmals in Österreich umgesetzt wird. Ausgangspunkt für das Projekt waren die Bachelorarbeiten zweier Studenten der FH Technikum Wien: Alexander Erber und Stefan Savic beschäftigten sich in ihren Abschlussarbeiten im Bachelor-Studiengang Erneuerbare Energien mit der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit eines solchen Konzepts im österreichischen Kontext.
Straßen und Plätze zur Stromerzeugung
Die Integration von Photovoltaik in Verkehrsflächen wie Straßen, Wege oder Plätze bietet den Vorteil, dass bereits verbaute Flächen für die Stromerzeugung nutzbar gemacht werden können. Ein wichtiges Ziel ist dabei die Beibehaltung der ursprünglichen Nutzung, weshalb die PV-Elemente so eingebaut werden müssen, dass diese den Verkehrsfluss sowie die Begeh- und Befahrbarkeit nicht beeinträchtigen. In Teesdorf werden auf diese Weise 95 m² Parkfläche mit 780 PV-Modulen versehen. Rund 16,6 kW-Peak Leistung soll die Anlage erzielen und damit etwa so viel Strom erzeugen, wie drei Einfamilienhaushalte im Jahr benötigen. Der Parkplatz ist auch deshalb gut für ein derartiges Projekt geeignet, weil er in Verbindung mit einem Veranstaltungszentrum eher später am Tag und abends zum Parken genutzt wird. So ist tagsüber ausreichend Sonneneinfall gewährleistet.
Hohe Belastungen als Herausforderung für PV-Elemente
In Europa, erzählen die beiden Studenten, gebe es seit 2016/2017 erste derartige Projekte, wie eine solare Straße in Frankreich und einen Solarradweg in den Niederlanden. „Die Technologie dahinter ist derzeit noch extrem im Wandel“, sagt Erber. So sei etwa bei den PV-Modulen, die beim Projekt in Teesdorf verbaut werden, mittlerweile schon die nächste Generation am Markt. Insgesamt gebe es nur sieben Firmen weltweit, die sich mit derartigen Technologien beschäftigen. „Die Gewichtsbelastung ist im Verkehrsbereich der größte Knackpunkt“, sagt Savic. Auch die Sicherheit sei bei solchen Konstruktionen ein wichtiges Thema: Schließlich würden hier auf einer stromführenden Anlagen Menschen gehen. Dazu kommt, dass die Oberflächen der Module im Winter Streusalz und Splitt ausgesetzt sind, der Reifenabrieb stellt eine weitere Belastung dar, gleichzeitig müssen die Module gereinigt werden können und rutschfest sein.
Bei den PV-Elementen in Teesdorf besteht die Oberfläche deshalb aus gehärtetem Glas, welches auf Kunststoffelementen in den Boden eingelassen wird. Die verwendeten Kunststoffe stammen allesamt aus recyceltem Material – ehemalige PET-Flaschen.
Technologie mit Zukunftspotenzial
Die beiden FHTW-Studenten sehen in der Integration von PV-Elementen in Verkehrsflächen viel Zukunftspotenzial: Die Technologie ermöglicht die Produktion von erneuerbarem Strom in Stadtgebieten – wo der Bedarf durch die zunehmende Urbanisierung ansteigt – , ohne neue Flächen zu versiegeln. Gleichzeitig könne man damit die notwendige technische Infrastruktur für Projekte wie „Smart-Roads“ zur Verfügung stellen. Weil PV-Paneele im Gegensatz zu Asphalt vorteilhafte thermische Eigenschaften aufweisen, bieten diese dadurch auch Möglichkeiten zur Vermeidung von Hitzeinseln, welche vor allem in urbanen Bereichen im Hochsommer auftreten. Diese Potenziale sollen nach der geplanten Fertigstellung des Solarparkplatzes im Juni genauer untersucht werden. Im Kompetenzfeld „Renewable Energy Technologies“ der FH Technikum Wien führen Alexander Erler und Stefan Savic dazu ab Sommer ein umfangreiches Begleitforschungsprojekt durch. Auch die Möglichkeiten für eine sichere flächendeckende Anwendung dieser Technologie sollen in diesem Rahmen weiter ausgelotet werden.
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Am Parkplatz in Teesdorf werden 95 m² Parkfläche mit 780 PV-Modulen versehen.