Start me up Monday: Mit besserem Produkt-Design Umweltverschmutzung verringern
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05. Oktober 2023
Beim Start me up Monday an der FH Technikum Wien sprachen Expert*innen aus Wirtschaft und Lehre über die aktuelle Situation und Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich Kreislaufwirtschaft.
Im kleinen Festsaal der FH Technikum Wien fand Anfang Oktober ein Start me up Monday zum Thema Kreislaufwirtschaft statt. Dabei wurde unter anderem darüber gesprochen, dass der Ansatz „Ursprung zu Ursprung“ eindeutig besser wäre, als das seit mehr als 70 Jahren von der Menschheit gelebte Prinzip, Produkte nach dem Gebrauch als Abfall auf der Deponie zu entsorgen.
Gleich zu Beginn wies Moderator Rafael Rasinger (FH Technikum Innovation & ScaleUp-Leiter) die zahlreichen Besucher*innen darauf hin, dass sich heuer bereits am 13. Mai der Erdüberlastungstag ereignete. Dieser Tagt wurde für ein Industrieland wie die Schweiz berechnet und bedeutet, dass bis zu diesem Tag pro Person im Durchschnitt so viel von der Natur verbraucht wurde, wie der Planet im ganzen Jahr erneuern kann.
„Wir stehen nicht vor einer Klimakrise sondern mittendrin“
Anschließend sprach Carina Huber-Gries (Fakultätsleiterin und Departmentleiterin Life Science Engineering) darüber, dass wir aktuell bei Temperaturen mit fast 30 Grad im Oktober nicht vor einer Klimakrise stehen, sondern bereits mitten drin sind. Dies sei nichts abstraktes, sondern wirke sich bereits sehr real auf wirtschaftliche Faktoren wie etwa Hotelübernachtungen aus. Auch Katastrophen wie Spitzentemperaturen und Brände häufen sich. „Ich bin daher froh, dass es Leute gibt, die sich Lösungen zu diesen Problemen überlegen und bei Veranstaltungen wie diesem Start me up Monday über das Thema Kreislaufwirtschaft sprechen“, sagte Huber-Gries.
Martina Ortbauer (Studiengangsleiterin Master Ökotoxikologie & Umweltmanagement) sieht in ihrem Studiengang nicht nur technische Innovation, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung. Sie berichtete, dass das Thema Kreislaufwirtschaft ihren Studiengang schon sehr lange beschäftigt. Ortbauer zeigte einen Flaschen-Verschluss, der laut EU-Richtlinie nun fix an der Flasche befestigt sein muss, um noch stärkere Umweltverschmutzung zu vermeiden. Der Mensch sei das einzige Lebewesen, das Materialien nicht automatisch im Umwelt-Kreislauf hält. Daher sei es das Ziel, mit besserem Produkt-Design Umweltverschmutzung zumindest zu verringern und andererseits durch Recycling-Techniken möglichst viele Materialien in den Kreislauf zurückzubringen.
In Österreich bei „repair, reuse und refurbish“ noch großes Steigerungs-Potential
Thomas Jakl, (Sektion V Umwelt und Kreislaufwirtschaft im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) gab zu bedenken, dass der Ressourcenverbrauch bereits bedenkliche Ausmaße annimmt. Bis 2030 habe Österreich sich daher das Ziel gesetzt, den inländischen Materialverbrauch um 25 % auf 14t / EW,a zu senken: „Wir sind zwar sehr gut beim Recycling, großer Handlungsbedarf besteht jedoch bei der Reduktion des Verbrauchs von Primärrohstoffen.“ Auch bei „Repair, Reuse und Refurbish“ wäre im Inland noch großes Steigerungs-Potential vorhanden.
Über „water re-use und recycling“ sprach anschließend Sarah Gilani (alchemia-nova GmbH). Die Vision von Alchemia-Nova sei eine Welt, in der wir in Ressourcenkreisläufen denken, in der “Verunreinigungen” zu Nährstoffen werden und in der wir uns auf Regeneration konzentrieren. Gilani sprach von drei grundlegenden Faktoren für die Kreislaufwirtschaft:
- Ressourcenbeschränkungen: Der derzeitigen Abfallwirtschaft mangelt es an Nachhaltigkeit, was zu begrenzten Ressourcen für künftige Generationen führt.
- Technologischer Fortschritt: Digitale Innovationen und neue Technologien machen die Kreislaufwirtschaft für Unternehmen attraktiver und praktikabler.
- Sozioökonomische Vorteile: Die Entkopplung begrenzter Ressourcen vom Wachstum fördert ein integratives Wachstum und gibt den Kunden die Möglichkeit, den Wert ihrer Produkte und Vermögenswerte zu maximieren.
Nur etwa 1 Prozent der für Kleidung verwendeten Materialien werden in Österreich laut Christian Schimper (Managing Director von Acticell GmbH) einem Recyclinc zugeführt. Er ist Cellulose-Chemiker und will mit seiner Firma Acticell Textilrecycling salonfähig machen, sowie umweltbewusster und ressourcenschonender produzieren. Ein großer Fortschritt gelang dabei bereits mit der Entwicklung eines Standard-Verfahrens zur ökologischen Jeans-Bleiche.
Den GreenTec Campus Korneuburg stellte Andreas Klinger vor. Er ist Generalsekretär GreenTec Campus Korneuburg, Technologiezentrum für Umwelt, Energie und Recyclingwirtschaft, StartUp Center. Einige Unternehmen in Stockerau schlossen sich für den Campus zu den Bereichen Umweltschutz, Energie und Recyclingwirtschaft zusammen und gründeten eine Plattform um hierfür gemeinsam Lösungen zu finden. Dabei entstand am Campus ein Netzwerk rund um Firmen und Kommunen in Korneuburg und Stockerau, sowie rund um ECOPLUS und Wirtschaftskammer.
Ein StartUp Mitglied des GreenTec Campus (Terra Waste) plant für die nahe Zukunft die Errichtung einer Recyclinganlage für Kunststoff in Stockerau.
Abfallerzeuger und Produktionsbetriebe fehlen oft Ressourcen
Von „digitalem Abfallmanagement“ erzählte Katrin Fuchs (Wastics Digital Ecosystem for Waste and Resources). Für Abfallerzeuger und Produktionsbetriebe stehen oft benötigte Ressourcen nicht in ausreichendem Ausmaß zur Verfügung. Als Probleme nannte sie aufwendige und komplizierte Abfall-Logistik, ungenutzte Verwertungsmöglichkeiten und einen intransparenten Markt.
Wastics bringt Abfallerzeuger mit Abfallsammlern direkt zusammen. Dabei entstehen Lösungen für betriebliches Abfallmanagement, sowie ein digitales Wirtschaftskonzept. Auch bei Ausschreibungen, Abfallanalysen und vielem mehr werde betroffenen Firmen geholfen.
Stephan Mayrhofer schloss an der FH Technikum Wien den Master im Bereich Software Engineering ab, nun ist er Data Scientist bei Blue Planet Ecosystems. Er sprach über LARA (Land-based Automated Recirculating Aquaculture Systems).
Blue Planet Ecosystems verwandelt Sonnenlicht in Meeresfrüchte, indem aquatische Ökosysteme nachgebildet werden. Mikroskopisch kleine Pflanzen wie Algen sind seit über einer Milliarde Jahren die Grundlage der Nahrungskette. Sie wandeln CO2 und Sonnenlicht in Zucker, Amino- und Fettsäuren um und machen sie für Zooplankton und Fische verfügbar. Dies geschieht normalerweise in großem Maßstab in Ozeanen und Seen. Blue Planet Ecosystems wiederholt diesen Prozess an Land. Die Überfischung der Meere kann verbessert werden, auch Transportwege werden reduziert und das Tierwohl gesteigert. Außerdem sei dies eine Chance für Nationen, nahrungsmittelunabhängiger zu werden.
Anschließend erklärte Brigitte Pfisterer INiTS, den Wiener Business Inkubator für innovative forschungs-/technologiebasierte Startups mit hohem Wachstumspotenzial. Mit dem „Collaborative Business Modelling“-Ansatz, Beratungsleistungen und Trainingsangeboten, einem Startkapital und dicht gesponnenem Partnernetzwerk unterstützt INiTS leistungsfähige Startups aus Forschung, Technologie und Innovation (FTI) und ist zu einer treibenden Kraft im österreichischen Startup-Ökosystem geworden.
Wie grüne Innovationen gefördert werden können
Wie Unternehmen von AWS (Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH) für grüne Innovationen gefördert werden, erklärte Jakob Pflock (AWS, IP Management). AWS ist die Förderbank des Bundes, durch die Vergabe von zinsgünstigen Krediten, Garantien, Zuschüssen sowie Eigenkapital unterstützt sie Unternehmen von der ersten Idee bis hin zum internationalen Markterfolg bei der Umsetzung ihrer innovativen Projekte. Sie berät und unterstützt zudem in Bezug auf den Schutz und die Verwertung von geistigem Eigentum. Ergänzend werden spezifische Informations-, Beratungs-, Service- und Dienstleistungen für angehende, bestehende und expandierende Unternehmen angeboten.
Zum Abschluss präsentierte Elisabeth Zehetner die Plattform oecolution, die sich mit Lösungen und Leistungen innovativer Unternehmen für wirksamen Klimaschutz beschäftigt.
Bei Snacks und Drinks wurden nach den Vorträgen Kontakte geknüpft und in gemütlicher Atmosphäre in persönlichen Gesprächen weitere fachliche Dinge besprochen.
FH Technikum will Umweltzeichen des Klimaschutz-Ministeriums erlangen
Auch die FH Technikum Wien leistet in sehr unterschiedlichen Bereichen aktive Beiträge zum Umweltschutz. Sie hat sich etwa vorgenommen, das Österreichische Umweltzeichen zu erlangen und startet mit diesem Projekt im Oktober 2023. Das Umweltzeichen zeigt, dass bestimmte Umweltkriterien erfüllt werden und signalisiert Steakholdern wie Interessent*innen, Studierenden, Mitarbeitenden, Unternehmen und Partner*innen, dass sich die Hochschule aktiv den Themen der Nachhaltigkeit widmet und diese in allen Bereichen berücksichtigt. Das Österreichische Umweltzeichen ist ein unabhängiges Gütesiegel für Umwelt und Qualität und wird vom Klimaschutz-Ministerium vergeben.
Hier einige Präsentationen des Events zum Download:
https://cloud.technikum-wien.at/s/6EnHtcWm8EMGCRB
Weiterführende Links:
Fakultät Life Science Engineering
Entrepreneurship-Initiative der FH Technikum Wien
INiTS HighTech-Inkubator
Studiengang Master Ökotoxikologie & Umweltmanagement
Österreichisches Umweltzeichen