Transglobale Robotersteuerung: Projekt zeigt Potenziale für vernetzte Lehre und internationale Zusammenarbeit auf

30. April 2021

Eine Kooperation von FH Technikum Wien und Tufts University in Boston zeigt: Mit aktuellen Softwaretools lassen sich in Sachen Online-Lehre auch komplexe Aufgabenstellungen mit wenig Aufwand umsetzen.

Manchmal steckt auch in kleinen Ideen großes Potenzial. Dies zeigt etwa ein Projekt, das Horst Orsolits, Leiter des Kompetenzfelds Virtual Technologies & Systems Engineering der FH Technikum Wien, kürzlich mit einigen Studierenden im Rahmen einer online-Lehrveranstaltung umsetzte. Gemeinsam mit KollegInnen aus den USA und Japan steuerten die Studierenden dabei zeitgleich einen Roboterarm und ließen ihn in einem online-CAD-Programm Skizzen zeichnen. Ursprünglich als „Just for fun“-Vorhaben gestartet wurde daraus ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich mit aktuellen Softwaretools im Rahmen von online-Lehrveranstaltungen auch komplexe Aufgabenstellungen mit wenig Aufwand umsetzen lassen.

Die Idee zu dem Projekt entsprang einer Unterhaltung mit Chris Rogers, einem befreundeten Professor der Tufts University in Boston, erzählt Orsolits: „Wir haben gemeinsam überlegt, wie wir ein neues Softwaresystem des Herstellers PTC in einem internationalen Setup einsetzen könnten.“ Durch die Integration des Unternehmens Onshape hat PTC ein cloudbasiertes CAD-Tool in sein Produktportfolio aufgenommen, mit dem Anwender zur selben Zeit an einem CAD-Modell arbeiten können. „CAD als Software as a Service (SaaS) nutzen zu können, erlaubt ein einfaches multi-User-Setting, was große Vorteile bieten kann. Zum Beispiel reicht es einen Link per Mail zu verschicken, um einem Kollegen Zugriff und Mitarbeit an einem CAD Modell zu ermöglichen“, erklärt Orsolits.

Robotersteuerung per Augmented Reality-Tool

Die beiden Fachleute hatten die Idee, zusätzlich über eine Augmented-Reality-Software (Vuforia Spatial Toolbox) einen Roboter einzubinden und diesen dann von Studierenden parallel steuern zu lassen. „Mit diesem AR-Tool ist es relativ einfach möglich, einen Pfad zu programmieren, den ein Roboter nachfahren kann. Was der Roboter gerade zeichnet, lässt sich dann zeitgleich im Online -CAD-Programm darstellen.“  Aus der Idee, dies in einer gemeinsamen online-Lehrveranstaltung auszuprobieren wurde dann schnell etwas mehr: Zu den Studierenden aus Wien und Boston wurden noch KollegInnen aus New Hampshire (White Mountain Science Inc.) und von Afrel Co. in Japan hinzugeholt. In einer weltumspannenden Zoom-Session verbanden sich schließlich dreißig Teilnehmer miteinander und ließen parallel den Roboter auf einer Weltkarte in Onshape Skizzen anfertigen.

„Die Grundidee war eigentlich nur, herauszufinden, was mit diesen Mitteln funktioniert und was nicht. Es war für uns ein großer Spaß, man kann es aber auch als Vorstoß sehen, um schnell und ohne großen Projektantrag zu zeigen: SaaS-Platformen wie OnShape demokratisieren internationales Lernen“, sagt Orsolits.

Künftig will er mit der Partnerhochschule in Boston häufiger online-Lehrformate durchführen, in denen die Studierenden gemeinschaftlich Aufgabenstellungen lösen, ähnlich wie das bereits in der internationalen Case Study im MA23-Projekt Engine erfolgt ist. Derartige Aktivitäten seien auch eine Alternative zu Projekten, die derzeit Corona-bedingt nicht durchgeführt werden können: „Wir nehmen sonst immer wieder mit motivierten Studierenden an ‚Hackathons‘ teil. Diese finden derzeit zwar nicht statt, aber wir können mit solchen Formaten auch jene Studierende fördern, die ein wenig über das Regelstudium hinaus aktiv sein wollen“, ergänzt der FHTW-Experte. „Und dazu kommt natürlich: Wann hat man sonst schon die Möglichkeit, sich so unkompliziert mit KollegInnen in Boston auszutauschen und gemeinsam Probleme zu lösen.“