Viele neue Möglichkeiten im Bereich Health Tech und Pflege

06. November 2023

Eine Woche vor dem nächsten Start me up Monday sprachen wir mit Stefan Sauermann (Vizerektor und Studiengangsleiter Master Medical Engineering & eHealth) unter anderem über digitale Gesundheitsanwendungen, LinkedCare und die Bedeutung von Data Science, um Effekte anhand von Daten in bestehenden IT Systemen zu erkennen.

Am Montag, 13. November 2023 bietet sich um 18 Uhr im kleinen Festsaal der FH Technikum Wien bei einer neuen Folge von Start me up Monday die Gelegenheit, über neueste Entwicklungen im Bereich HealthTech / Pflege informiert zu werden und sich mit Expert*innen, Industrievertreter*innen und Startups auszutauschen. Wir führten dazu im Vorfeld ein Interview mit Vizerektor Stefan Sauermann.

Sauermann-Stefan-FHTW
FH-Prof. DI Dr. Stefan Sauermann

Vizerektor
Studiengangsleiter Master Medical Engineering & eHealth

rektorat@technikum-wien.atDetails

Wie groß ist das Potential von „HealthTech / Pflege im Startup-Bereich? Welche innovativen Startups gibt es bereits und wo wäre noch Raum für neue Entwicklungen?
Stefan Sauermann: Das Gesundheitsministerium hat gemeinsam mit den Bundesländern und den Sozialversicherungen den Slogan “Digital vor ambulant vor stationär” für das Gesundheitswesen entwickelt. Wir sehen auf dieser Basis gerade viele Meldungen, Diskussionen und Aktivitäten, mit denen diese Organisationen gerade auch konkret umsetzen. Das Future Health Lab und auch LinkedCare passen wunderbar dazu.

Wenn also “digital” verstärkt im Gesundheitswesen Nutzen bringen soll, gibt es viele Möglichkeiten, wie sich Startups mit Geräten und Software einbringen können. Es gibt schon viele Startups im Bereich Gesundheit, und in Zukunft sicher noch mehr zu tun. In den Inkubatoren und Netzwerken finden wir schon viele Startups, die auch bereits spannende Lösungen in den Markt gebracht haben, in vielen Bereichen von der Medikation über Pflege bis zu Temperatur-Monitoring.

In Deutschland besteht bereits mit Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGas) eine Möglichkeit, Apps zu verschreiben, ähnlich wie ein Medikament. Die Krankenkassen übernehmen dann die Kosten für die App. Wir hören bereits Ideen, DiGas auch in Österreich rasch umzusetzen. Auch das eröffnet viele neue Möglichkeiten.

Was bedeutet Linked Care und welchen Nutzen bringt es Pflegedienst, Angehörigen, Klienten, Ärzten und anderen beteiligten Organisationen?
Stefan Sauermann: LinkedCare ist ein FFG-gefördertes Leitprojekt, das den Informationsfluss für die durchgehende Informationsversorgung in der mobilen Pflege, Betreuung und Therapie sicherstellen will. Pflegeorganisationen gemeinsam mit Software-Herstellern und Universitäten haben Anforderungen erhoben, und daraus genauere Beschreibungen von benötigten Funktionen und Spezifikationen entwickelt. Anfang 2024 startet eine Testphase, in der die wichtigsten Funktionen praktisch erprobt werden. Der Umgang mit Medikamenten steht in LinkedCare gerade im Mittelpunkt des Interesses. Hier kooperiert LinkedCare auch mit internationalen Partnern, z.B. in HL7 und IHE.

Bei LinkedCare können Interessierte auch aktiv mitmachen, z.B. bei der Spezifikation von IT Schnittstellen. LinkedCare möchte mit allen Beteiligten einen nachhaltigen Prozess etablieren, der auch über das Projekt hinaus die IT-Systeme schrittweise ergänzt, bis “digital” in der Pflege allgemein bekannt, problemlos durch alle Beteiligten nutzbar und selbstverständlich geworden ist.

Welche großen Herausforderungen stehen in den nächsten Jahren im Bereich HealthTech / Pflege an – und wie können sie gelöst werden?
Stefan Sauermann:
In Österreich und in der EU bestehen exzellente Voraussetzungen, sowohl in der Pflege und Medizin, technisch als auch in der Gesetzgebung. Viele Vorarbeiten aus den letzten Jahrzehnten in allen diesen Disziplinen haben tragfähige Grundlagen und Ergebnisse gebracht. ELGA und eCard sind international führende Beispiele aus Österreich. Die Herausforderung besteht aus meiner Sicht darin, diese Kenntnisse zusammen zu bringen, die vorhandenen Bausteine in die Hand zu nehmen und gemeinsam Lösungen umzusetzen. Dabei müssen Betroffene aktiv mitmachen, von Patient*innen, Pflegende, Mediziner*innen, über Geräte- und Softwarehersteller, Startups und Industrie, bis zu Management und Politik. Es braucht auch Data Science, um Effekte anhand der Daten in bestehenden IT Systemen zu erkennen, und Wirkungen über die Zeit zu verfolgen. All das ist für sich gesehen gut etabliert und bewährt. Die Kunst wird nun sein, die unterschiedlichen Kompetenzen zu verbinden. Wir haben in Österreich bereits viel Talent bewiesen. Wir werden auch das schaffen.


Mehr dazu beim Event, wo neben Stefan Sauermann unter anderem auch Expert*innen wie Konstantin Pollanz (HerzensApp GmbH, Mitgründer & Geschäftsführer) und Herwig Loidl (LOIDL Consulting & IT Services GmbH, Projektpartner in LinkedCare) vertreten sein werden. Auch Future Health Lab wird vor Ort vertreten sein. Näheres dazu hier: