Von DiTech zu Techbold: Damian Izdebski über seine unternehmerische Achterbahnfahrt

05. Dezember 2019

Am Montag fand an der FH Technikum Wien die bereits fünfte Start up Lounge statt. Der ehemalige DiTech-Gründer gab Einblicke in sein Leben, berichtete darüber wie nah Erfolg und Misserfolg zueinanderstehen und wie ihm der american-way-of-life geholfen hat und sein Leben heute prägt.

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Danach gab Damian Izdebski Einblicke in seinen beruflichen Werdegang. #startupagain lautet sein Motto: er plädiert für eine neue Form des Scheiterns.  

„Begonnen hat eigentlich schon alles in der Schule“ meint Izdebski, mit einem Grinsen im Gesicht. Von zu-spät-kommen bis hin zum Hacken des Schulsystems um Noten zu ändern, war alles dabei. Deshalb blieb Izdebski auch nicht länger als zwei Jahre in der Handelsschule. Mit 18 Jahren nahm er einen Job als Software-Entwickler an und war hier die einzigen zwei Jahre in seinem Leben als Angestellter in einem Unternehmen tätig.

Obwohl er viel lernen konnte, wusste er dass dieser Job nicht seine Zukunft sein wird. Deshalb gründete er mit 20 Jahren, zusammen mit seiner damaligen Frau, die Firma DiTech. Nachdem die Idee geboren war Hardware zu verkaufen, erhielt Izdebski einen Anruf von Geizhals und der veränderte vieles. Denn um dort zu verkaufen, benötigten sie einen Webshop, der bis dahin noch nicht existierte. Vier Tage lang programmierte Izdebski zusammen mit einem Freund, der Webshop von DiTech war somit am Leben.

Bei DiTech gab es neue Features, die bis dahin noch nirgends zu finden waren: angefangen von einem Lagerstand in Echtanzeige (damals im 10-Minuten-Takt) im Webshop über IT-Beratung im Geschäft bis hin zu Lieferungen in Ballungsräumen innerhalb von drei Stunden. Damian Izdebski erhielt verschiedene Auszeichnungen: von bester/größter Online-Handel, bis hin zu „bester Österreicher“ – ironischerweise mit polnischem Pass. Ein weiterer Rekord: DiTech schrieb über eine Milliarde Euro Umsatz, ein Drittel davon wurde online abgewickelt.

Doch mit der Wirtschaftskrise beginnt auch der Erfolg von DiTech zu bröckeln. Was war passiert? „Als Unternehmen braucht man viel ‚walking capital‘, wir hatten nur 10% Eigenkapital“ so Izdebski. Durch die wirtschaftlichen Einbrüche und große Insolvenzen in Österreich, wurde man überall vorsichtiger. So wurden auch die Limits für DiTech gesenkt. Man konnte nicht mehr genug Ware kaufen, hatte aber gleichzeitig Kunden die kaufen wollen. Das Unternehmen beginnt sich so von innen aufzufressen. „Damals war das ein Weltuntergang für mich. Mein Baby war weg“, so Izdebski.

„Auf einmal waren da 400 Mitarbeiterinnen ohne Job, tausende Kunden mit verfallenen Gutscheinen, auf einmal wollen deine angeblichen ‚Freunde‘ nichts mehr mit dir zu tun haben – es war wie in einem Flugzeug das abstürzt, man sitzt drinnen, kann aber nichts dagegen tun und nur zusehen“.

Nach der Insolvenz borgt ihm sein bester Freund 10.000 Euro, damit fliegt er one-way in die USA. Dort trifft er einen ehemaligen Geschäftspartner und berichtet vom Verlauf der Dinge. So ergeben sich viele weitere Gespräche mit Menschen, die interessiert an der Geschichte von DiTech sind und Izdebski erhält sogar eine Einladung einen Vortrag an der Stanford University zu halten. „Das unternehmerische Denken ist in den USA anders als in Östereich“, betont Izdebski „in Amerika habe ich gelernt, dass es nichts Schlimmes ist zu scheitern. Du hast ein Unternehmen gegründet und bist gescheitert. So what? Was hindert mich daran es nochmal zu versuchen? Beim nächsten Unternehmen lerne ich gleich von den Fehlern vom ersten Mal.“

Mit 35.000 Euro geliehenem Geld, einem Freund und einigen Startschwierigkeiten – so entstand Techbold. Das Kerngeschäft hierbei sind KMUs welche keine eigene IT-Abteilung im Haus haben. Techbold bietet ein eigenes Rechnerzentrum (die Infrastruktur) und die komplette Verantwortung für die IT-Security.

Die Ehe hat die unternehmerische Achterbahnfahrt nicht überlebt, seit drei Monaten ist Damian Izdebski wieder frisch verheiratet. Eigentlich ist ziemlich alles neu in seinem Leben. Welchen Schluss zieht er selbst aus seinen Erfahrungen?

„Es war wichtig wieder aufzustehen, Liegenbleiben wäre für mich nie eine Option gewesen“, so Izdebski. Der Unterschied wie man mit Scheitern in den USA umgeht, war maßgeblich für ihn und prägt sein Leben. „Wichtig ist es, einen Weg zu gehen den vorher noch nie einer gegangen ist“.