Von Kreislaufwirtschaft über Mikroplastik bis zu Biologischen Barrieren

Umweltsymposium

08. Juli 2022

Keynotespeaker aus Wirtschaft und Forschung verwandelten das Semester-Abschlussevent des Masters Ökotoxikologie & Umweltmanagement in ein spannendes Umwelt-Symposium. Die laufenden Forschungsprojekte der Studierenden zeigten die ganze Bandbreite des Studiums.

Zum Ende des zweiten Semesters geben die Master-Studierenden aus Ökotoxikologie & Umweltmanagement einen Einblick in ihre angewandten Forschungsprojekte, die sie im Wintersemester weiterführen werden. Studiengangsleiterin Martina Ortbauer und Rita Leitner, Assistentin am Department Life Science Engineering, werteten gemeinsam mit den Projektleiter*innen und deren Kontakten diese für sich genommen schon interessante Leistungsschau auf, indem sie vier Keynotespeaker luden.

Absolventin Lisa Wiesinger vom Unternehmen PET Recycling Team zeigte anhand ihres Arbeitgebers, wie der Kreislauf einer PET-Flasche heute aussieht, wo Hersteller zunehmend auf Recycling setzen. Plastik ist dabei nicht gleich Plastik, denn schon in Materialauswahl und Gestaltung der Flaschen kann Problemabfall vermieden werden. Der Trend geht weg von knalligen Farben und komplexen Designs – zugunsten der Umwelt.

Umweltsymposium

Studiengangsleiterin Martina Ortbauer

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Lisa Wiesinger, PET Recycling Team

Umweltsymposium

Ricarda Kriechbaum, TU Wien

Ricarda Kriechbaum, Doktorandin an der TU Wien, untersucht, wie sich Abfälle aus der Lebensmittelindustrie verwenden lassen, um Mikroalgen zu kultivieren. Die Anwendungsfelder sind höchstrelevant, denn diese Algen binden einerseits CO2 und liefern andererseits Proteine und Nährstoffe.

Der erste Block an Studierenden-Projekten fokussierte auf Themen aus dem Umweltmanagement. Eine Gruppe beschäftigt sich aktuell mit der Durchführung einer Nachhaltigkeitsberichterstattung für die FH Technikum Wien. Eine andere Gruppe legt den Fokus ebenfalls auf die eigene Hochschule: In einer Environmental Impact Analyse werden unter anderem die Emissionsausstöße durch das Technikum und das Mobilitätsverhalten von Studierenden und Mitarbeiter*innen erhoben.

Einige Kommiliton*innen errechnen den CO2-Fußabdruck der Orange exemplarisch als nachhaltige Entscheidungsgrundlage im Supermarkt. Dabei zeigt sich, wie viele Faktoren und Daten von der Saat bis zum Kauf des Produkts im Supermarkt eine Rolle spielen. Neben Wasser- und Energieverbrauch fließen hier auch die Arbeitsbedingungen in Südafrika und Spanien mit in die Erhebung ein. Der „Cow Cycle“ bildete das Thema der nächsten Studierendengruppe. Dahinter steht das Problem der Nahrungsmittelverschwendung und die Frage, wie überschüssige Molke mit Hilfe von Mikroorganismen zu Nahrung verarbeitet werden kann.

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Winfried Neuhaus, AIT

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Thorsten Hüffer, Universität Wien

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Studierende und Gäste

Winfried Neuhaus, Principal Scientist am AIT und Lektor u.a. an der FHTW, leitete den zweiten Abschnitt mit Keynotes ein. Neuhaus konzentriert sich auf die Erforschung sogenannter Biologischer Barrieren, also Haut, Schleimhäute, Darmwände und Co. Die Funktion dieser Barrieren ändert sich erstaunlicherweise bei unzähligen Krankheiten und könnte so selbst zunehmend Ziel therapeutischer Anwendungen werden, erläuterte Neuhaus und warf noch einen Blick auf Probleme bei der wissenschaftlichen Untersuchung der Risiken durch Mikroplastik.


Der nächste Keynote Speaker fügte sich hier gut ein, denn Thorsten Hüffer forscht an der Universität Wien zu Additiven in Kunststoffen. Diese viele tausend unterschiedlichen in Plastik enthaltenen Stoffe waren bislang vor allem im Fokus, wenn es um die Nutzung von Plastikprodukten wie Kinderspielzeug ging. Ihre spätere Rolle auf Mikro- und Nanoebene könnte noch weitreichender sein. So besteht Mikroplastik mitunter zu mehr als 50 Prozent aus diesen Additiven. Was sie in Ökosystem und Lebewesen anrichten, beginnen wir gerade erst zu erahnen.


Beim zweiten Block mit Studierenden-Projekten stand die Ökotoxikologie im Mittelpunkt. Eine Gruppe beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Schwermetalls Cadmium auf Frischwasserschnecken und nahm dafür Proben am Donausee Weitenegg, wo es vor 20 Jahren einen großen Austritt an Cadmium aus einer Farbfabrik gab.


Andere Studierende ergründen potenzielle Gefahren von FFP2-Einwegmasken für Fische und Wasserorganismen – Stichwort Mikroplastik und Additive. Erste Versuche an Zebrafisch-Larven deuten dabei auf einen möglichen massiven Einfluss hin. Das Projekt zeigt aber auch, wie schwierig es ist, überhaupt unter Einhaltung wissenschaftlicher Standards Versuche mit Mikroplastik durchzuführen. Oft fehlt dafür einfach der Grundstoff. Und so beschäftigt sich eine Studierendengruppe damit, Nanopartikel herzustellen, die dem in der Natur vorhandenen Mikroplastik nahe kommen und gleichzeitig für wissenschaftliche Untersuchungen reproduzierbar sind. Hormonaktive Chemikalien in verschiedenen Arten von Plastikverpackungen für Nahrungsmittel bilden das Thema eines weiteren spannenden Studienprojekts.

Die aktuelle Bewerbungsfrist für das Master-Studium Ökotoxikologie & Umweltmanagement läuft übrigens noch bis 31. Juli 2022. Alle Informationen zu Studieninhalten und Zugangsvoraussetzungen: www.technikum-wien.at/mut


Laufendes FHTW-Projekt zum Thema: Mikroplastik und Nanopartikel