Zukunft der Energieversorgung: Expert*innen beleuchteten Blackout-Szenario
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26. Februar 2024
Eine Podiumsdiskussion zum Thema Blackout fand letzte Woche an der FH Technikum Wien statt. Hochkarätige Expert*innen der Austrian Power Grid (APG) und Wiener Berufsfeuerwehr beleuchteten Herausforderungen und Lösungsansätze für den Umgang mit großflächigen Stromausfällen.
In einer Zeit, in der die Abhängigkeit von elektrischer Energie unaufhaltsam wächst, wird die Frage nach der Resilienz unserer Stromnetze immer dringlicher. Vor diesem Hintergrund fand am 22. Februar 2024 eine Podiumsdiskussion zum Thema Blackout statt, organisiert vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) und deren Young Engineers in Zusammenarbeit mit der Fakultät Electronic Engineering & Entrepreneurship der FH Technikum Wien. Hochkarätige Expert*innen aus verschiedenen Bereichen beleuchteten die Herausforderungen und Lösungsansätze für den Umgang mit großflächigen Stromausfällen.
Sylvia Geyer, Rektorin der FH Technikum Wien, begrüßte zunächst die zahlreichen Teilnehmer*innen und betonte die Bedeutung des Events im Kontext der Resilienz und des Risikomanagements. Moderator Fabian Zavarsky, selbst Absolvent der FH Technikum Wien (Master-Studiengang Leistungselektronik), führte durch den Abend und eröffnete die Diskussion mit einer Einführung in die Aufgaben des OVE und die Rolle der Young Engineers Plattform für aufstrebende Techniker*innen.
Lage des österreichischen Stromnetzes
Kurt Misak von der Austrian Power Grid (APG) präsentierte einen informativen Vortrag über die Lage des österreichischen Stromnetzes. Dabei wurden nicht nur aktuelle Kapazitäten und Herausforderungen beleuchtet, sondern auch Zukunftsperspektiven bis 2030 diskutiert. Thomas Schuster (Wiener Netze) konnte aufgrund einer Krankheit leider nicht anwesend sein.
Laut Misak werden in Österreich ca. 60-70 TWh Strom pro Jahr verbraucht, pro Tag rund 10 GWh. Die Verbrauch-Spitzen liegen bei 30 GWh. Ein Durchschnittshaushalt liegt bei ca. 3.500 kWh Verbrauch im Jahr. Heimische Strom-Speicher können aktuell ca. 5 Prozent des Jahresverbrauches speichern (ca. 3 TWh) speichern. Eine aktuell sehr große Herausforderung liege darin, dass es in Österreich keine Leitung mit 380 kV von West nach Ost gibt.
Künftig müssen in Österreich 1.280 km Leitungen verlegt werden, um Stromspitzen abzudecken, die erneuerbare Energien nicht liefern können. Etwa, wenn aufgrund von Wetter-Extremsituationen wie Hochwasser, Dürre oder Hagel Kraftwerke kurzfristig keinen Strom liefern können. Eine Strommangel-Lage sei in Österreich laut Misak deutlich wahrscheinlicher als ein Blackout.
Der bisher einzige Blackout in Österreich ereignete sich am 13. April 1976. Misak machte deutlich, dass man deshalb jedoch keine Aussage treffen könne, ob und wann wieder ein Blackout passieren könne – derzeit stelle dies jedoch keine akute Bedrohung dar. Er zeigte jedoch potenzielle Herausforderungen hinsichtlich der Stromversorgung auf. Er betonte die Notwendigkeit eines schnellen Netzausbaus und verdeutlichte die Komplexität des Übergangs zu erneuerbaren Energien.
Diskussionsrunde mit Wiener Feuerwehr und Austrian Power Grid
Was tun, wenn der Strom großflächig ausfällt? Welche Vorstufen gibt es, bevor es zum Worst Case kommt und wie ist die Berufsfeuerwehr in Wien auf mögliche Szenarien vorbereitet? Über diese und weitere Fragen wurde in der folgenden Diskussionsrunde gesprochen. Dabei präsentierten sowohl Kurt Misak als auch Dominik Zeidler von der Wiener Berufsfeuerwehr ihre Einschätzungen zur Vorbereitung auf Stromausfälle und die Rolle des Zivilschutzes. Die Bedeutung der Informationsweitergabe an die Bevölkerung und die Notwendigkeit einer vorausschauenden Planung wurde als besonders wichtig eingestuft.
Batteriebetriebenes Radio und Lebensmittelvorräte für bis zu 7 Tage
Dominik Zeidler (Wiener Berufsfeuerwehr) betonte die Bedeutung einer rechtzeitigen Planung und Vorbereitung im Falle von möglicherweise in der Zukunft notwendigen Stromabschaltungen. Er unterstrich, dass kritische Infrastrukturen wie Polizei, Rettungsdienste, Feuerwehr, Justizanstalten und Krankenhäuser bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen haben, um auf eine Strom-Mangel-Lage vorbereitet zu sein. Diese Einrichtungen sind essentiell für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit und müssen daher auch in Krisensituationen funktionsfähig bleiben. Als Beispiel nannte er die etwa 55.000 Aufzüge im Wiener Stadtgebiet, für deren sichere Nutzung auch bei Stromausfällen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden müssen.
Für die Bevölkerung sei es im Falle einer geplanten Strom-Abschaltung oder eines Blackouts sehr wichtig, über die nächsten Schritte informiert werden zu können. Daher empfiehlt er, batteriebetriebene Radios zuhause zu haben, da diese auch im Falle von Strom-, Handy- und Internet-Netz-Ausfall weiterhin funktionieren würden. Laut Zeidler sollten Haushalte für den Fall eines Blackouts für bis zu 7 Tage ausreichend mit Lebensmittel-Vorräten versorgt sein.
Die anschließend gestellten Publikumsfragen spiegelten das Interesse an neuen Technologien und Lösungsansätzen wider, wobei sowohl die Rolle dezentraler Energieerzeugung als auch die Herausforderungen der Dekarbonisierung diskutiert wurden. Die Experten betonten die Bedeutung von Innovationen und die Notwendigkeit einer gemeinsamen Anstrengung aller Akteure.
Sicherung des Stromnetzes: Hohe Komplexität der Herausforderungen
Abschließend wurde in der Diskussion klar, dass eine resiliente Energieversorgung nicht nur technologische Fortschritte erfordert, sondern auch eine aktive Beteiligung der Bevölkerung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und der Zivilgesellschaft. Der Themenabend endete mit einem Get Together, das den Teilnehmer*innen die Möglichkeit bot, sich weiter auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
Weiterführende Links:
Fakultät Electronic Engineering & Entrepreneurship
Departmend Electronic Engineering
Zukunft gestalten mit dem neu aufgestellten Elektronik-Studium
Master-Studiengang Leistungselektronik
Bachelor-Studiengang Elektronik – Power Electronics & Nachhaltige Energietechnik
Bachelor-Studiengang Elektronik – Embedded & Cyber-Physical Systems
Bachelor-Studiengang Elektronik – Internet of Things & Smart Infrastructure
Bachelor-Studiengang Elektronik – Wirtschaft & Entrepreneurship
Bachelor-Studiengang Erneuerbare Energien
Master-Studiengang Erneuerbare Energien
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